Zwischen Liebesglut und Feuerschlünden

Von Carola Wiemers · 02.07.2013
Poetischer Klangraum eines Elements, dem Fortschritt und Verderben eingebrannt ist. Das Element Feuer ist "zutiefst innerlich" und "universal", so der französische Philosoph Gaston Bachelard. Es leuchtet am Horizont und lodert in unserem Inneren.
Es wird als elektrisches, phosphoreszierendes Feuer genutzt und ist doch der "Brand der Apokalypse". Die romantische Träumerei vor flackernden Holzscheiten oder einem wärmenden Kamin gilt als der Inbegriff des Kontemplativen und ist zugleich ein Sinnbild des Friedens. Es ist diese Unfassbarkeit des Elements, die Dichter wie Friedrich Schiller, Annette von Droste-Hülshoff, Rainer Maria Rilke, Bertolt Brecht, Ingeborg Bachmann oder Peter Huchel faszinierte.

In Gedichten, Balladen, Sonetten wird die Kunst des Ofenschürens zelebriert und es ist von der kunstvollen Fähigkeit des Schmiedens von Eisen und Glas die Rede. Hymnisch wird der Titan Prometheus gefeiert, der den Menschen das Feuer gebracht haben soll. Freude und Schmerz liegen in dieser Heldentat nah beieinander, da Prometheus sich damit dem göttlichen Verbot widersetzte.

Zeus rächte sich und fesselte Prometheus nicht nur an einen Felsen im Kaukasus, sondern sandte den Menschen zur Strafe auch Pandora: ein Kunstwerk aus Erde und Wasser, das heißes Liebesbegehren und Leiden brachte. In der Ehrfurcht vor dem Element entstand ein poetischer Reichtum, der in der Ambivalenz von Fortschritt und Katastrophe, Hoffnung und Verderben lebt.

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