Zwei Rededuelle - eins mit tödlichem Ausgang

Von Anke Leweke · 19.12.2007
Der Ehemann (Michael Caine) und der Geliebte (Jude Law) liefern sich in "1 Mord für 2" scharfzüngige Repliken und Wutausbrüche. In "Dialog mit meinem Gärtner" philosophiert ein Maler (Daniel Auteuil) mit einem Gärtner wesentlich entspannter über die Liebe und das Leben.
"1 Mord für 2"
USA 2007, Regie: Kenneth Branagh, Hauptdarsteller: Michael Caine, Jude Law, 86 Minuten, ab zwölf Jahren

Ein Haus, zwei Männer, die sich ein Rededuell um eine Frau liefern. Schon einmal wurde das Theaterstück mit dem Originaltitel "Sleuth" verfilmt.

1972 führte Oscar-Preisträger Joseph L. Mankiewicz Regie und Michael Caine spielte den jungen Mann, der ins Haus des Gatten seiner Geliebten fuhr und die Scheidung einforderte. Laurence Olivier war damals sein Kontrahent. Es war nicht nur ein Kampf um die Geliebte, sondern auch ein Kampf der Klassen. Die snobistische britische Oberschicht traf auf die Arbeiterschicht.

Im Remake von Kenneth Branagh spielt nun Michael Caine den älteren, reichen Mann, der von seiner Frau betrogen wird. Er, der erfolgreiche Beststeller-Autor, lebt in einer futuristisch durchgestylten Villa mit unzähligen Überwachungskameras, gläsernen Aufzügen und kalten Betonwänden. Jude Law gibt den Geliebten der Frau, einen mittellosen Schauspieler. Eines Tages steht er ohne Anmeldung vor der Tür der schicken Villa und fordert die Scheidung ein.

Tatsächlich stimmt Michael Caine zu, doch nur unter der Bedingung, dass Jude Law und er einen Einbruch in das Haus fingieren, um anschließend die Versicherungssumme zu teilen. Mit diesem Angebot lockt Caine den jüngeren Kontrahenten in eine gefährliche Falle. Aber auch Jude Law hält für Caine Überraschungen und Hinterhalte bereit. Weitgehend finden die Auseinandersetzungen über das Wort statt: Böse Dialoge, scharfzüngige Repliken, heftige Wutausbrüche.

Doch schon bald fragt man sich: Über was streiten die beiden überhaupt, was wird hier eigentlich verhandelt? Statt sich auf das Spiel der beiden Darsteller einzulassen, schweift die Kamera durch das sterile Ambiente, sucht neue Perspektiven, zeigt die Streithähne mal aus der Vogel-, dann wieder aus der Froschperspektive. Inhaltlichen Sinn ergeben diese Spielereien, wie auch die abrupten Schnitte, nicht.

Letztlich ist dieser Film nur als Schauspielerstudie bemerkenswert, zwei unterschiedliche Spielhaltungen treffen aufeinander. Während sich Jude Law die Seele aus dem Leib schreit, expressiv agiert, verzieht Michael Caine kaum eine Miene. Tatsächlich braucht sich das Gesicht dieses Schauspielers nur für einen Moment zu verfinstern, und sein überagierender Kontrahent wird an die Wand gespielt.

<im_41970>DIALOG MIT MEINEM GÄRTNER (NUR IM ZUSAMMENHANG MIT DEM FILMSTART)</im_41970>"Dialog mit meinem Gärtner"
Frankreich 2007, Regie: Jean Becker, Hauptdarsteller: Daniel Auteuil, Jean-Pierre Darrousin, 109 Minuten, ohne Altersbeschränkung

Im französischen Kino wird viel und gerne geredet. Über die Liebe und das Leben. Dass auch in diesem Film viel gesprochen wird, verrät schon der Titel: "Dialog mit meinem Gärtner". Es geht um das Leben und die Liebe, die bereits gelebt wurden.

Daniel Auteuil spielt einen erfolgreichen Maler aus Paris, der nach Jahren in sein Elternhaus zurückkehrt. Er bestellt einen Gärtner, da er den verwilderten Garten wieder heranrichten lassen möchte. In diesem Gärtner (Jean-Pierre Darroussin) mit dem langen Bart erkennt er einen alten Schulfreund wieder. Schon sitzt man bei einem Glas Wein zusammen und tauscht sich aus.

Zwei Lebensweisen treffen aufeinander: Der erfolgreiche Stadtmensch trifft auf den muffigen Provinzler, der weltgewandte Künstler auf den introvertierten Naturburschen. Doch niemals wird Jean Beckers Film für eine dieser beiden unterschiedlichen Haltungen Stellung beziehen. Er schaut sie sich einfach beide an.

Auteuil sitzt im Garten und schwingt den Pinsel, Jean-Pierre Daroussin pflanzt sorgfältig einen Salatkopf ein. Auch die beiden Männer respektieren den Werdegang, den Beruf des anderen. Man trifft sich auf gleicher Augenhöhe. Gerade deshalb bleibt das Reden in diesem Film nicht reiner Selbstzweck. Man hört einander zu. Und tatsächlich bewegt sich in den beiden Biografien etwas. Ganz vorsichtig, ganz zart.
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