Zurückgespult - die Woche in der Musik

Weiße Rosen als Symbol der Solidarität

Miley Cyrus bei den 60. Grammy Awards am Madison Square Garden in New York.
Miley Cyrus bei den 60. Grammy Awards in New York. Wer eine weiße Rose trägt, zeigt, dass er sich für die #MeToo-Bewegung einsetzt. © imago/MediaPunch
Von Laf Überland · 02.02.2018
86 Grammys wurden verliehen, doch nur 17 davon gingen an Frauen. Die Dominanz der Männer wird die Musikbranche auch weiterhin beschäftigen müssen. Endgültig geklärt: David Hasselhoff war doch nicht am Fall der Berliner Mauer beteiligt.
Im Grammy-Trubel um den Glamour-Pop ist in den Medien eine gute Nachricht auch für kleine Musiker ganz untergegangen: Seit letztem Sonntag nämlich müssen Streamingdienste in den USA rund 40 Prozent höhere Tantiemen an Songwriter zahlen. Zwar ist das, in angewandten Zahlen, zwar nur eine Tantiemensteigerung von rund 10 Prozent des Gesamtumsatzes auf rund 15 Prozent, aber vielleicht reicht das für den einen oder anderen Indie-Songwriter für eine leckere Mahlzeit pro Woche als immer nur Fastfood. Auf jeden Fall ist das aber mal ein Schritt in Richtung Interessen der Künstler.
Ein solcher war auch die diesjährige Grammy-Verleihung am Sonntag, denn in der sowie politisch sehr aufgeladenen Veranstaltung kam auch die Black Lives-Matter-Bewegung gebührend zur Entfaltung: Hip-Hop stand im Mittelpunkt, und in den wichtigen Kategorien gewannen vor allem nicht-weiße Künstler. Und der nächste Schritt der Bewusstseinsbildung, an der sich die Musikindustrie in den nächsten Jahren abarbeiten wird, stand auch bereits auf der Bühne - mit weißen Rosen an den Kleidern als Symbol der Solidarität mit der #MeToo - und Time’s Up-Bewegung.
Allerdings kritisieren immer mehr, vor allem Frauen, die männliche Dominanz bei den Grammys - tatsächlich gingen von 86 Kategorien nur 17 an Frauen. Und wie nötig die Funktionäre der Musikindustrie tatsächlich eine Bewusstseinserwartung haben, das zeigte wie bestellt sogleich der Präsident der Grammy Academy, als er Frauen in der Musikbranche riet, sich mehr anzustrengen:
"Time’s up for discrimination! Time’s up for harassement of any kind! And time’s up für the abuse of power!"

Schadenersatz wegen Konzertabsage?

Immerhin scheint die Aktivität gegen sexuelle Belästigung nach Hollywood und Washington jetzt auch in der Musikszene zu greifen: Der Präsident der Plattenfirma Republic Records, die höchst-verkaufende Künstler wie Taylor Swift, Lil Wayne und Peter Gabriel im Programm hat, ist nach Vorwürfen sexueller Belästigung beurlaubt worden.
Aber in der politischen Hysterie, die mit den sozialen Medien aus jeder guten Idee im Raum sofort ausbricht wie schwarzer Qualm aus einer kaputten Nebelmaschine auf der Bühne, kann man es nicht jedem Recht machen: Lorde, die bei den Grammys statt der weißen Rose ein feministisches Gedicht auf dem Rücken angenäht trug, wird gerade von drei israelischen Fans verklagt, weil sie ihr Konzert in Tel Aviv abgesagt hat – wegen des ebenfalls zwingenden, politisch-korrekten Israel-Boykotts in der Popszene. Die drei Fans aber fordern nun Schadenersatz von rund 10.000 Euro wegen des zugefügten emotionalen Schmerzes, den sie durch die Konzertabsage erlitten hätten.

Hasselhoff ganz bescheiden

Mit ungewohnter Bescheidenheit verblüfft aber ein ganz anderer: David Hasselhoff, der in Interviews gerne ausführlich beteuerte, dass Tausende von Zuschauern der Serie Baywatch ihm gedankt hätten, weil sie beim Bademeister Hasselhoff Mund-zu-Mund-Beatmung gelernt hatten, dieser große Künstler hat nun offiziell bekanntgegeben, dass er nicht am Fall der Berliner Mauer beteiligt gewesen sei, wie das seit 28 Jahren immer wieder durch die Fanmedien geistert. The Hoff hatte Ende 89 auf der Silvesterparty am Brandenburger Tor mit Schmackes und Frohsinn in der Stimme "I’ve been looking for freedom" gesungen, dazu übertrug das Fernsehen weltweit Bilder von sich in den Armen liegenden Menschen, und seitdem hielt sich in weniger gut informierten Kreisen das Gerücht, dieser Auftritt habe mit zum Fall der Mauer beigetragen.
Bei so viel den Kopf vernebelndem Ernst in dieser Woche kann uns zumindest hierzulande wohl nur noch der bodenständig klare Blick von Helge Schneider Orientierung geben, der gerade den Deutschland-Teil seiner aktuellen Tournee begonnen hat. Das Programm heißt "Eene Meene Muh", und der Meister gibt dabei wieder alles:
"Meistens komm ich mit meinem Wohnmobil, dann mach ich mir selber Bratkartoffeln mittags, mit Spiegelei vielleicht. Ich bin aber auch nicht abgeneigt, die Bratkartoffeln dann auch mit Zwiebelringen zu machen."
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