Zur Rettung alter Birnensorten

"Schmelzend im Geschmack!"

Reife Bio-Birne am Baum.
Zum Reinbeißen: Reife Bio-Birne. © imago stock&people
Ruth Schwarzer im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 16.05.2018
Einheitsbirnen statt Vielfalt: In Supermärkten findet man heute noch zwei, drei Birnensorten. Schmackhafte alte Sorten werden nur noch von Liebhabern gezüchtet. Pflanzenexpertin Ruth Schwarzer gründet deshalb einen Verein für den Erhalt alter Sorten, von Wissen und Obstbaumalleen.
2018 könnte ein gutes Jahr für die Birne werden, denn der Frühling war bislang warm. Pflanzenexpertin Ruth Schwarzer aus der Altmark im nördlichen Sachsen-Anhalt würde das glücklich machen. Sie ist Birnenliebhaberin durch und durch und verehrt die Bäume, die bis zu 200 Jahre alt werden können - wie in dem berühmten Gedicht von Theodor Fontane, das Generationen von Kindern in der Schule auswendig gelernt haben: "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland" – dort gibt es heute noch prachtvolle Birnenbäume.
Vier grüne Birnen auf einem Tisch.
Leckere Variation: Grüne Birnen© imago stock&people

Auf der Suche nach der "Guten Luise" und der "Winterforelle"

44 Sorten gibt es in Ruth Schwarzers Heimatregion, darunter viele alte Birnensorten, die in Supermärkten nicht mehr zu finden sind, wie etwa "Gute Luise", "Winterforelle" oder "Nordhäuser". Ganz besonders angetan hat es Schwarzer die "Köstliche von Charneux":
"Eine ganz tolle Herbstbirne, die ab Mitte September schon genussreif ist – und wenn man einen guten Lagerraum hat, bis Anfang Dezember – und die ist schmelzend im Geschmack!"

Artenvielfalt ist wichtig

Ähnlich wie bei den Äpfeln ist die Auswahl bei den Birnen über die letzten Jahrzehnte dramatisch geschrumpft. Übrig geblieben sind die, die sich unkompliziert kultivieren lassen. Dabei ist eine möglichst große Vielfalt von Arten wichtig für das Ökosystem und auch geschmacklich geht uns viel verloren, wenn wir eines Tages nur noch einige wenige Sorten in den Gärten und im Supermärkt vorfinden.
Obstbaumblüte im Mostviertel Niederösterreich.
Obstbaumblüte im Mostviertel Niederösterreich.© imago stock&people
In den letzten Jahren haben sich darum zahlreiche Initiativen gegründet, die das ändern wollen und die sich für den Erhalt alter Obstsorten einsetzen: In Quedlinburg tagen gerade die Experten der "Genbank Obst", und in ihrer Heimat wird Ruth Schwarzer den Verein Kulturlandschaft Altmark gründen, der sich auch dieses Thema auf die Fahnen geschrieben hat.

"Ein Aroma - da schmeißt's einen lang"

Schwarzer und ihren Mitstreitern geht es nicht nur darum, seltene Sämlinge weiter im Umlauf zu halten und schöne Obstbaumalleen in ihrer Region zu schützen, sondern "wir brauchen auch das Wissen darüber, wie verarbeiten wir die Birnen. Denn bei den Birnen ist ganz wichtig: Wofür ist sie eigentlich mal gezüchtet worden? Wo kommt sie ursprünglich her."
Es gebe Tafelbirnen für den schnellen Genuss, aber auch Mostbirnen. "Wenn man da reinbeißt, dann zieht es einem alle Löcher zusammen. Wenn sie aber erhitzt werden, dann kriegen die ein Aroma – da schmeißt’s einen lang."
(mkn)
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