Zur Eröffnung der Tanzmesse NRW

    Warum Tanzen die Hölle oder das Paradies sein kann

    Paare tanzen bei Sonnenuntergang im Gorky Park in Moskau.
    Tanzen kann unglaubliche Glücksgefühle auslösen. Aber auch die Hölle auf Erden sein. © dpa/ picture-alliance/ Sergei Fadeichev
    31.08.2016
    Die Eine stolperte in der Tanzschule über ihre eigenen Füße. Die Andere würde es ohne diese Kurse gar nicht geben. Zwei Frauen, zwei Meinungen: Für und Wider das Tanzen.
    Die Hölle
    Von Sandra Ketterer
    Tanzen ist Demütigung pur. Für mich zumindest. Nehmen wir diesen Tanzkurs nach der Konfirmation, das gesellschaftliche Highlight unseres Jahrgangs. Und ich? Bin so über meine eigenen Füße gestolpert, dass ab der zweiten Stunde nur noch die Loser unter den Jungs mit mir getanzt haben. Und die auch nur, weil sie keins der anderen Mädels bekommen haben.
    Schüler in einer Tanzschule
    Der Tanzkurs nach der Konfirmation war für Sandra Ketterer kein Vergnügen.© imago/Sven Lambert
    Dann eine Schuldisco, bei der mich hinterher eine Mitschülerin zuckersüß auf meinen mutigen Tanzstil ansprach. Natürlich mit der implizierten Frage, wie ich mich in aller Öffentlichkeit nur so lächerlich machen kann. Und dass stetes Wiederholen nichts nützt, habe ich spätestens bei einem Step-Aerobic-Kurs in der Uni gemerkt. Eine Schrittfolge statt rechtsherum auf links drehen? Ich war für den Rest der Übung verloren. Jedes Mal. Seitdem lasse ich es einfach sein. Tanzen und ich passen halt nicht zusammen.

    Programmtipp:
    Mi., 31.8.16, ab 18.05 Uhr Reportage "Tanzen in Veracruz" - Es gibt Orte auf dieser Welt, wo einfach jeder tanzt, so wie er mag und wie er sich fühlt, in aller Öffentlichkeit. Dazu gehört die Hafenstadt Veracruz am Golf von Mexiko.

    Das Paradies
    Von Cornelia Sachse
    Mich würde es ohne das Tanzen wahrscheinlich gar nicht geben. Eine Familienlegende erzählt, dass mein Vater meine Mutter in der Tanzschule als Partnerin erwürfelt hat. Auch wenn ich selbst nie einen Tanzkurs besucht habe, weil das in meiner Jugend als spießig galt, habe ich von ihnen das Tanzgen geerbt. Ich leide auf Partys, wenn das Wohnzimmer zwar freigeräumt ist, aber die Gäste den ganzen Abend am Buffet kleben. Wenn sie reden und trinken, reden und essen, reden und rauchen. Muss ich denn immer die sein, die den Anfang macht? Ich liebe es, den Kopf mal abzuschalten und nur auf den Körper und die Musik zu hören.
    Leute tanzen im Tanzsaal des Traditionslokals Clärchens Ballhaus in Berlin.
    Clärchens Ballhaus ist einer der Lieblings-Tanzorte von Cornelia Sachse.© dpa/ picture-alliance/ Ole Spata
    Und ich liebe Orte wie Clärchens Ballhaus in Berlin-Mitte. Wenn die Diva im Abendkleid neben einem Rastamann in zerissenen Hosen rockt und der Anzugträger neben der Studentin in Jeans und T-Shirt fast Purzelbäume schlägt. Wenn die Leute beim Tanzen außer sich geraten, den Text laut mitgrölen und die Menge zu einem kochenden Tiegel verschmilzt. Wenn der phlegmatische Dicke zum Luftgitarrenakrobaten wird und seine steife blonde Begleitung ihre Pumps in die Ecke wirft und barfuß tanzt nach "Highway to hell".
    Die Tanzmesse NRW findet vom 31. August bis 03. September 2016 in Düsseldorf statt. Sie ist das größte Branchentreffen der Szene. Informationen zum Tanzjahr 2016 finden Sie hier.
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