Zum Tod von Ulli Lommel

"Exzessiver Regisseur und ganz zarte Seele"

Hanna Schygulla, Ulli Lommel, Love Is Colder Than Death (1969) Antiteater-X-Film (AKA German: Liebe ist kälter als der Tod) Hollywood CA USA PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY 33300_651THA Hanna Rubio Ulli Lommel Love IS Colder than Death 1969 X Film aka German Love is colder as the Death Hollywood Approx USA PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY 33300_651THA
Ulli Lommel wurde in seinen frühen Jahre als deutsche Ausgabe von Alain Delon gehandelt. Dazu trug sein Auftritt in "Liebe ist kälter als der Tod" mit Hanna Schygulla bei. © imago/Cinema Publishers Collection
Moritz Holfelder im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 04.12.2017
Der Fassbinder-Weggefährte Ulli Lommel galt einst als deutscher Alain Delon. Dann ging er nach Hollywood, drehte trashige Horrorfilme und geriet in Deutschland aus dem Blickfeld. Anlässlich seines Todes erinnert der Filmjournalist Moritz Holfelder an einen bunten Vogel.
Ulli Lommel wäre in den letzten Jahre ein heißer Kandidat gewesen für die Rubrik "Was macht eigentlich…?" Dafür ist es nun zu spät, denn der Schauspieler und Filmemacher ist jetzt im Alter von 72 Jahren gestorben.
In den Siebzigern war Lommel ein deutscher Kino-Superstar. Er inspirierte Rainer Werner Fassbinder, galt wechselweise als neuer Horst Buchholz oder als deutsche Antwort auf Alain Delon, arbeitete mit Klaus Kinski, Andy Warhol und Tony Curtis, kannte Jackie Onassis und Elvis Presley, liebte Bianca Jagger und Iris Berben. Er lebte - seit den späten 1970er-Jahren in Hollywood - ein wildes Leben als Schauspieler, Regisseur von Horrorfilmen und Produzent.
Der Filmjournalist Moritz Holfelder sagt über Lommel: "Ulli Lommel ist da ganz schwer zu fassen. Er war so vieles: ein weitgereister Lebemann und ein sensibler Zeitbeobachter, ein exzessiver Regisseur und eine ganz zarte Seele. Sehr zurückgezogen lebend, aber ein großer Freund von Ikonen."
Regisseur Ulli Lommel anlässlich einer Pressekonferenz zu dem Film - Absolute Evil - während der 59. Internationalen Filmfestspiele in Berlin
Ulli Lommel stellt bei der 59. Berlinale (2009) seinen Film "Absolut Evil" vor.© imago/Sven Simon
Exzentrisch sei Lommel gewesen, aber nicht eitel, sagt Holfelder. Auf jeden Fall habe er auch eine freche Klappe gehabt - und diese Mischung aus frech und zart sei es auch gewesen, die Filmkünstler wie Fassbinder so fasziniert habe. Die beiden mischten Ende der 1960er-Jahre so manche Party auf, unter anderem auch beim damaligen Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher, wie sich Lommel selbst gerne erinnerte:
Dass man hierzulande nicht (mehr) so viel mit seinem Namen anfangen kann, liege sicherlich vor allem daran, dass Lommel in den USA etwas abseitige Horrorfilme gedreht habe. Lommel habe sich selbst einmal beschrieben als "Zauberlehrling, der bestimmte Geister nicht los wird". Er habe damit die Geister von Andy Warhol und Rainer Werner Fassbinder, seinen beiden Vorbilder, gemeint. Warhol zum Beispiel, mit dem Lommel gut befreundet war, hatte selbst Horrorfilme gedreht.
Lommel wiederum baute Warhol gerne in seine eigene Filme ein oder drehte Dokus über Warhol bei der künstlerischen Arbeit.
(mkn)
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