Zum Tod von Michel Tournier

"Das Deutsche war sein Thema"

Der französische Schriftsteller Michel Tournier.
Der französische Schriftsteller Michel Tournier © picture alliance / dpa
Barbara Wahlster im Gespräch mit Frank Meyer  · 19.01.2016
Der französische Schriftsteller Michel Tournier ist am Montag im Alter von 91 Jahren gestorben. Für seinen Roman "Der Erlkönig" erhielt er 1970 den Prix Goncourt. Zu Deutschland hatte er eine enge Beziehung, sagt unsere Literaturredakteurin Barbara Wahlster.
Michel Tournier gehörte zu den bedeutendsten Autoren Frankreichs in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Roman "Der Erlkönig", für den er 1970 den renommierten Prix Goncourt erhielt, wurde 1996 unter dem Titel "Der Unhold" von Volker Schlöndorff verfilmt.
Dieser Roman verhalf ihm auch in Deutschland zu Bekanntheit, in Frankreich erlebte er seinen Durchbruch bereits 1967 durch den Roman "Freitag", betont die Literaturredakteurin Barbara Wahlster.
In seinen Romanen verwendete Tournier Mythen und Märchen, die er mit Ironie in Geschichten unserer Zeit verwandelte. Seine Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Über sein Werk hat Tournier einmal gesagt: "Ich brauche ein großes Thema, also 'Freitag' ist die Robinsonade, die Einsamkeit, 'Der Erlkönig' - das ist der Krieg und Nazi-Deutschland, 'Zwillingssterne', das ist das Thema das menschliche Paar, der Mann und die Frau aber auch der Homosexuelle".
Frankreichs Premierminister Manuel Valls würdigte Tournier als einen herausragenden Erzähler. Sein Werk werde weiterleben, schrieb Valls auf Twitter.
Deutsch-französischer Vermittler
Tournier hatte eine besondere Beziehung zu Deutschland: Er stammte aus einer Germanistenfamilie und verbrachte seine Schulferien hier, nach dem Krieg ging er zum Philosophiestudium nach Tübingen. Später übersetzte er Remarque ins Französische.
"Das Deutsche hat ihn nie losgelassen", sagt Barbara Wahlster, er sei auch sehr oft als deutsch-französischer Vermittler aufgetreten und habe dazu viele Gespräche und Bücher veröffentlicht. Das Deutsche sei auch in seinem berühmten Roman "Der Erlkönig" das Thema gewesen.