Zum Tod von Malerin Sarah Haffner

"Die Geschlechterspannung hat sie früh beschäftigt"

Die Malerin Sarah Haffner bei einer Pressekonferenz
Die Malerin Sarah Haffner bei einer Pressekonferenz © imago/ gezett
Hans Christoph Buch im Gespräch mit Timo Grampes · 12.03.2018
Die Malerin Sarah Haffner war nicht nur bekannt für ihre gegenständlichen Gemälde. Sie engagierte sich auch für Frauenrechte, insbesondere gegen Gewalt gegen Frauen. "Sie hat nie verhehlt, dass auf diesem Gebiet viel zu tun war", erinnert sich der Schriftsteller Hans Christoph Buch.
Als "bärbeißig" habe er Sarah Haffner in Erinnerung, sagt Hans Christoph Buch, der jahrzehntelang mit ihr befreundet war. "Sie hatte Haare auf den Zähnen", fügt er - durchaus respektvoll gemeint - im Interview mit Deutschlandfunk Kultur hinzu. Von ihr bleiben würden ihre Bilder und Texte "und die Tatsache, dass sie auch eine Art Urgestein war im damaligen West-Berlin, wo sich in der eingemauerten Stadt ein kritischer Geist sammelte, den es heute so nicht mehr gibt".
Ihre Bilder waren - abgesehen von der Anfangszeit - gegenständlich-figurativ. Thema sei vielfach ihre Wohnung, die ihr wichtigstes Refugium gewesen sei. "Sie malte etwa ihr Bücherregal so genau, dass man einzelne Titel auf dem Bild entziffern konnte, oder ihren Plattenspieler Marke Dual und dann lag da auch eine Platte bereit, ihre Lieblingsmusik Bach oder Beatles", sagt Buch. Ihre Selbstporträts seien besonders eindrücklich, etwa, wenn sie auf dem Sofa liege und in einer plötzlichen Depression meditiere. Die Traurigkeit habe sich durch ihr Werk gezogen. "Die Melancholie war von Anfang an da, in ihrem Leben wie auch in ihrer Kunst."

Haffner gründete das erste Frauenhaus Deutschlands mit

Haffner engagierte sich auch zum Thema Frauenrechte. Sie hat das erste Frauenhaus Deutschlands mitbegründet, hat einen Dokumentarfilm über Gewalt in der Ehe mit dem Titel "Schreien nützt nichts" gedreht, sowie ein Buch zum selben Thema veröffentlicht. "Sie hat nie ihre Meinung verhehlt, dass auf diesem Gebiet viel zu tun war", erinnert sich Buch. Sie habe sich wohl auch selbst von einigen Männern benachteiligt gefühlt. "Die Geschlechterspannung hat sie früh beschäftigt", erklärte der Autor. Insbesondere dem Thema Gewalt in der Ehe habe sie sich gewidmet
Das Verhältnis zu ihrem Vater Sebastian, dem berühmten Publizisten, Historiker und Journalisten, war schwierig. Es heißt, er habe ihr nicht zugetraut, von ihrem Beruf Malerin leben zu können. "Der Vater war ihr zu angepasst", sagt Buch. Sie sei eine 68erin gewesen, er dagegen ein Anhänger der Bundesrepublik Deutschland. "Andererseits hat sie sich in späteren Jahren auch zur Bundesrepublik bekannt, auch ihre Ängste vor der Wiederkehr der Nazi-Mentalität ad acta gelegt."
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