Zum Tod von John Singleton

Wegbereiter des afroamerikanischen Kinos

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Der US-Filmproduzent und Regisseur John Singleton bei der Oscar-Verleihung
Forderte schon früh, schwarze Geschichten von schwarzen Filmemachern erzählen zu lassen: US-Regisseur John Singleton. © dpa-Bildfunk / AP / Invision / Richard Shotwell
Von Nicole Markwald · 30.04.2019
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Für sein Debüt "Boyz n the Hood" wurde John Singleton in der Sparte "Beste Regie" für einen Oscar nominiert. Es folgten Blockbuster wie "2 Fast 2 Furious" und Serien wie "Empire" oder "American Crime Story". Jetzt ist er im Alter von 51 Jahren gestorben.
"In der Filmschule", erzählte John Singleton in einem Interview, "da sagen sie dir immer, du sollst über das schreiben, was du kennst. Und was kenne ich? Ich kenne South Central in Los Angeles."
Er verlor sein Herz an den Film durch "Do the right Thing" von Spike Lee. Singleton fühlte sich davon so inspiriert, dass er einen Film machen wollte, der Los Angeles ein Denkmal setzt.
Das Leben und Sterben in South Central - darum ging es in seinem Debütfilm "Boyz n the Hood", es war die erste Filmrolle für Ice Cube, ausserdem spielten Lawrence Fishburne, Regina King, Cuba Gooding Jr. und Angela Bassett mit.

Dialogtest im Computerraum der Uni

John Singleton schrieb das Drehbuch, als er noch an der Universität von Südkalifornien studierte. Weil er Ende der 1980er-Jahre noch keinen eigenen Computer besaß, entstand das Drehbuch im Computerraum der Uni, wo Singleton laut und gestikulierend Dialoge schrieb.
"Boyz n the Hood" wurde für seinen realistischen Blick auf das Leben junger Schwarzer gepriesen, der Film erhielt zwei Oscar-Nominierungen. Damit schrieb John Singleton Hollywood-Geschichte: Er war der erste Afroamerikaner und mit 24 Jahren der jüngste Regisseur, der für den begehrten Filmpreis in der Sparte "Beste Regie" nominiert wurde.
Es folgte das Melodram "Poetic Justice" mit Janet Jackson und dem Rapper Tupac Shakur in den Hauptrollen.
Er führte bei Musikvideos Regie und beim Blockbuster "2 Fast 2 Furious". Auch Fernsehserien trugen seine Handschrift, er war unter anderem für "Empire", "Billions" und "American Crime Story" tätig. Zuletzt trat er als Produzent in Erscheinung, wie für die Kriminalserie "Snowfall", die die Crack-Epidemie in Los Angeles in den 80er-Jahren beleuchtet.

Schwarze Geschichten von schwarzen Filmemachern

John Singleton forderte schon früh öffentlich von den Hollywood-Studios, schwarze Geschichten von schwarzen Filmemachern erzählen zu lassen.
"They’re not letting the black people tell their stories. They’re like, ok, we’re gonna take your stories but you know what you can starve over here, we’re not gonna let you get a job."
Sein Tod löste in Hollywood große Betroffenheit aus. Barry Jenkins, Regisseur von "Moonlight", schrieb auf Twitter: "Grausam. Es ist nicht das, was ich gerade sagen möchte, aber so fühlt es sich an. Einfach nur grausam."
"Grey’s Anatomy"-Erfinderin Shonda Rhimes erinnerte daran, dass Singleton sie bei ihrem Versuch unterstützte, in Hollywood Fuß zu fassen. Jordan Peele nannte ihn einen "mutigen Künstler" und "große Inspiration".
John Singleton wurde 51 Jahre alt. Vor knapp zwei Wochen erlitt er einen schweren Schlaganfall. Seine Familie entschied nun, die lebenserhaltenden Maßnahmen abzustellen.
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