Zum Tod von Ikea-Gründer Kamprad

Mit Massen-Möbeln zum Milliardär

Ingvar Kamprad, Gründer des schwedischen Möbelunternehmens Ikea, im Juni 2013: Damals kündigte er an, dass er die Schweiz verlassen und wieder in Schweden leben wolle. In die Schweiz war er 1973 aus Steuergründen gezogen.
Ikea-Gründer Ingvar Kamprad im Juni 2013: Damals kündigte er an, dass er die Schweiz verlassen und wieder in Schweden leben wolle. © picture alliance / dpa
Von Carsten Schmiester · 28.01.2018
Ingvar Kamprad verdiente mit billigen Möbeln zum Selbstaufbau Milliarden. Um Steuern zu sparen, verließ er 1973 seine schwedische Heimat und kehrte erst 40 Jahre später zurück. Nun ist der Ikea-Gründer im Alter von 91 Jahren gestorben.
"Vielleicht war das sogar meine eigene Faulheit. Als ich als Junge einmal ein bisschen Saatgut verkauft hatte, wurde mir klar, dass ich damit mehr Geld verdiene, als wenn ich meinem Vater auf dem Hof helfe. Da hätte ich nämlich nur 25 Öre pro Stunde gemacht. Was damals so üblich war."
Aber so hätte Ingvar Kamprad sicher nicht sein Vermögen von geschätzt 50, manche sagen 60 Milliarden Euro angehäuft. Das hatte er seinem Verkaufstalent und seinem Genie zu verdanken: Der Idee, Möbel massenhaft herzustellen und sie möglichst platzsparend verpackt zum Selbstaufbau preiswert anzubieten.
1943 hatte der damals 17-Jährige Ikea zunächst als Versandhandel gegründet. Das erste Möbelhaus eröffnete 1958 im südschwedischen Älmhult. Inzwischen sind es weltweit mehr als 330 Möbelhäuser.

Stolz auf die fantastischen Mitarbeiter

In diesem Interview gab sich Kamprad bescheiden. Alleine hätte er das alles nie geschafft:
"Stolz bin ich darauf, dass ich so viele fantastische Mitarbeiter gefunden habe. Und ich möchte behaupten, dass es nur wenige gibt, die nicht unsere Ikea-Unternehmenskultur leben. Wir haben kein Oben und Unten, wir sind alle auf dem gleichen Niveau."
Allerdings nicht, was die Verteilung des immer größeren Gewinns anging:
"Als ich meine erste Million gemacht hatte, dachte ich mir: Mein Gott, jetzt bin ich wirklich unabhängig. Aber als ich dann die ersten 100 Millionen hatte, dachte ich: Was zum Teufel soll ich denn damit? Das hat mich doch wieder eher abhängim gemacht, weil ich von da an immer daran denken musste: In welchem Land soll ich am besten leben und wie ich das alles versteuern, und so weiter."

Wegen der hohen Steuern Schweden 1973 verlassen

1973 verließ Kamprad Schweden - der hohen Steuern wegen. Erst 40 Jahre später, nach dem Tod seiner Frau, kehrte er zurück und lebte seither in der Nähe von Älmhult, wo er auch öffentlich in Interviews nachdachte: unter anderem über den Preis des Erfolges, den er als Vater gezahlt hat - zu wenig Zeit:
"Ich erinnere mich gut an eine Szene: Ich kam mal wieder müde nach Hause, eines Abends. Es war relativ spät, etwa 22 Uhr. Da saßen alle drei Jungs auf dem Sofa. Der Älteste stellte sich hin und sagte: 'Papa, wir wissen, dass du einen harten Job hast. Wir haben beschlossen, dass wir dir helfen.' Danach habe ich geweint."

Im Zweiten Weltkrieg Mitglied einer Nazi-Organisation

Und dann war da noch seine politische Vergangenheit. In den 1990er-Jahren hatte die Zeitung "Expressen" enthüllt, dass Kamprad im Zweiten Weltkrieg Mitglied in einer Nazi-Organisation war. Auch darüber sprach er offen:
"Ja, ich habe mit der falschen politischen Seite sympathisiert. Und ich habe alles getan, was ich kann, um öffentlich zuzugeben, dass es eine Dummheit gewesen ist, die ich bereue. Die Höchststrafe in schwedischen Gefängnissen ist doch 20 Jahre, normalerweise kommt man nach zwölf Jahren raus. Kann man nicht endlich auch den alten Kamprad entlassen?"
Die Schweden haben den "alten Kamprad" daraufhin entlassen, um im Bild zu bleiben. Sie haben ihm verziehen und trauern heute um den "besten schwedischen Unternehmer aller Zeiten". Dazu hatten ihn die Leser der Tageszeitung "Svenska Dagbladet" erst vor drei Jahren gewählt.

Programmtipp
"Ikea - die Erfüllung der Bauhaus-Idee?" - Zum Tod von Ingvar Kamprad sendet "Fazit" ab 23.05 Uhr ein Interview mit Oliver Elser, Kurator am Deutschen Architektur Museum in Frankfurt am Main.

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