Zum Tod von Fritz J. Raddatz

    "Ein Feuilletonist, wie es ihn nicht mehr gibt"

    26.02.2015
    Der Literaturkritiker Fritz J. Raddatz ist tot. Er galt als einer der bedeutendsten Feuilletonisten Deutschlands, der keine Konfrontation scheute. Raddatz sei ein echter Vollblutjournalist gewesen, meint der Kritiker Helmut Böttiger.
    Der Schriftsteller und Literaturkritiker Fritz J. Raddatz ist tot. Der in Berlin geborene Publizist galt als einer der bedeutendsten Feuilletonisten Deutschlands und war als streitbarer Intellektueller bekannt, der keine Konfrontation scheute. Er wurde 83 Jahre alt.
    Raddatz galt als Entdecker großer Schriftsteller
    Raddatz studierte Geschichte, Germanistik, Theaterwissenschaften, Kunstgeschichte und Amerikanistik an der Berliner Humboldt-Universität und war anschließend als Lektor beim Ostberliner Staatsverlag "Volk und Welt" tätig. Ende der 50er-Jahre siedelte er in die Bundesrepublik über, wurde Cheflektor bei Kindler und wechselte später zum Rohwolt Verlag. Er gilt als Entdecker von Schriftstellern wie Hubert Fichte, Elfriede Jelinek und Walter Kempowski.
    Im Jahr 1977 wechselte Raddatz in den Journalismus und wurde Feuilleton-Chef der "Zeit". Nach acht Jahren schied er aus der Redaktion aus, war jedoch weiterhin als Kulturkorrespondent tätig. Nebenher arbeitete er als Universitätsdozent, Übersetzer, Autor und Herausgeber.
    Vollblutjournalist mit "überschäumendem Temperament"
    Raddatz sei ein Vollblutjournalist mit "überschäumendem Temperament" gewesen, der sich viele Feinde gemacht hat, sagte der Literaturkritiker Helmut Böttiger im Deutschlandradio Kultur. Zugleich war Raddatz "ein Typus von Feuilletonist, wie es ihn heute überhaupt nicht mehr gibt".
    "Er war berühmt dafür, dass er ein Näschen hatte: Er hatte immer Ideen, er sprühte vor Neugier", so Böttiger weiter. Raddatz habe "das Autorenfeuilleton eingeführt, er hat Schriftsteller beauftragt, zu bestimmten Themen zu schreiben". In den 70ern habe es eine Zeit gegeben, "wo es wirklich darum ging, am Donnerstag die 'Zeit' aufzuschlagen, was Raddatz wieder für eine Idee gehabt hat".

    Im "Fazit" ab 23:05 Uhr berichten wir ausführlich über den Tod von Fritz J. Raddatz.

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