Zum Tod von Dieter Wellershoff

"Darüber hinaus war er ein Freund"

Der Schriftsteller Dieter Wellershoff
Dieter Wellershoff ist gestorben. © imago/Müller-Stauffenberg
Helge Malchow im Gespräch mit Hans-Joachim Wiese · 15.06.2018
Der verstorbene Dieter Wellershoff war eine seltene Erscheinung im Literaturbetrieb: Er schrieb und rezensierte, lektorierte und unterrichtete. Und doch sei der Autor oft unterschätzt worden, sagt sein Verleger Helge Malchow.
"Dieter Wellershoff war ein extrem liebenswürdiger und charakterfester Mensch, mit dem wir im Haus eine große Freundschaft über viele Jahrzehnte hatten", sagt Helge Malchow, der Verleger des Schriftstellers vom Verlag Kiepenheuer & Witsch. Wellersdorf beeindruckte vor allem durch seine Offenheit, durch seine Genauigkeit und sein charakterliches Vorbild. "Darüber hinaus war er ein Freund", sagt Malchow. Die Beziehung zu seinem Verlag sei sehr eng gewesen. Von der Kritik lange gelobt, ließ der Durchbruch auf sich warten. Wellershoff sei unterschätzt worden. "Ich habe es als empörend empfunden, dass Dieter Wellershoff nie mit dem Büchner-Preis - dem bedeutenden Preis in der Bundesrepublik - ausgezeichnet worden ist, neben vielen anderen Preisen, die er bekommen hat", sagt Malchow.

Ein herausragender Essayist

Es habe aber mit der Vielfalt seines Werkes zu tun. Er sei nicht nur Romanautor gewesen. "Er war vor allen Dingen ein herausragender Essayist, er war ein Lektor, der programmatisch im Verlag gearbeitet hat." Wellershoff sei ein großer Förderer anderer Autoren gewesen. Er habe auch eine erheblichen Beitrag zur literarischen Theorie geliefert.
Helge Malchow, deutscher Verleger
Helge Malchow, deutscher Verleger© dpa / picture alliance / Erwin Elsner
"Diese Vielfalt hat möglicherweise dazu geführt, dass man ihn in - oft doch leider auch im Literaturbetrieb wirksamen - Schubladen nicht einsortieren konnte", erklärt Malchow. Für den bedeutendsten Teil von Wellerhoffs Werk hält Malchow die autobiografisch basierten essayistischen Bücher, wie etwa sein Buch "Der Ernstfall". Bei seinen Romanen sei erst "Der Liebeswunsch" ein Durchbruch gewesen.
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