Zum Tod von Cicely Tyson

Eine Schauspielerin, die sich Klischees widersetzte

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Die Schwarze Schauspielerin Cicely Tyson seht da und lächelt.
Über Jahrzehnte in der Filmbranche: Am 28. Januar ist die Schauspielerin Cicely Tyson gestorben. © Picture Alliance / dpa / abaca / Olivier Douliery
Jenni Zylka im Gespräch mit Massimo Maio · 29.01.2021
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Erst im hohen Alter wurde sie - nach zahlreichen Nominierungen - mit dem Ehren-Oscar ausgezeichnet. Nun ist die Schwarze US-Schauspielerin Cicely Tyson mit 96 Jahren gestorben. An ihr widerständiges Schaffen erinnert die Journalistin Jenni Zylka.
Die US-Schauspielerin Cicely Tyson ist am Donnerstag im Alter von 96 Jahren gestorben. Das hat ihre Familie bekannt gegeben.
Trotz vieler Preise und Nominierungen habe Tyson keine Bilderbuchkarriere gehabt, findet die Journalistin Jenni Zylka. Vielmehr sei der Erfolg der Schauspielerin wechselhaft gewesen. Denn ihr sei die Anerkennung der gesamten Gesellschaft lange verwehrt geblieben.
Erst 2018 habe die Künstlerin nach vielen Nominierungen einen Ehren-Oscar für ihr Lebenswerk verliehen bekommen. Ihre erste Rolle hatte Tyson als 17-Jährige, bis ins hohe Alter stand sie vor der Kamera. Sie spielte in Filmen und Fernsehserien mit, darunter wichtige und bekannte wie "Grüne Tomaten", "The Help", "Roots", "How to get away with murder" und "House of cards".

Rassismus in der Filmbranche

"Angesichts ihres unbestreitbar großen Talents und Charismas sowie ihrer professionellen Art, sich in ihre Rollen hineinzufuchsen, wundert es mich, dass sie nicht noch bekannter ist", findet Zylka. "Ich glaube, das ist typisch für die Filmindustrie vor ein paar Jahren. Da war es ganz normal, gerade auch eine Südstaaten-Geschichte mit weißen Protagonistinnen und Protagonisten zu erzählen."
Noch in jüngerer Vergangenheit sei es auch zudem gängig gewesen, dass bei der Oscar-Verleihung vor allem Weiße ausgezeichnet worden sein, gibt die Journalistin zu bedenken. "Der strukturelle Rassismus war in der US-Gesellschaft tief verwurzelt." Heutzutage hätten Cicely Tyson wohl auch andere, vor allem diversere Rollen offen gestanden, ist Zylka überzeugt.
Die Auseinandersetzung mit Rassismus habe für die Schauspielerei Tysons eine große Rolle gespielt, erläutert die Filmkritikerin. In einem Interview 1973 habe sie beklagt, dass Schwarze Schauspielerinnen immer Prostituierte, Drogenabhängige und Hausmädchen spielen sollten. Diese negativen Rollen habe Tyson abgelehnt, auch auf die Gefahr hin, nichts mehr zu verdienen, berichtet Zylka.
(rzr)
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