Zum Tod von "Asterix"-Zeichner Albert Uderzo

Genialer Schöpfer der tapferen Gallier

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Albert Uderzo sitzt an seinem Schreibtisch und zeichnet, auf dem Tisch einige unfertige Zeichnungen, in den Idefix-Zeichentrick-Studios Paris 1986.
Albert Uderzo bei seiner Arbeit, die Abenteuer von Asterix und Obelix auf das Papier zu bringen. © picture-alliance/ Sven Simon
Andreas Platthaus im Gespräch mit Nana Brink · 24.03.2020
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René Goscinny der begnadete Erzähler, Albert Uderzo der geniale Zeichner der "Asterix"-Comics. Nun ist auch er gestorben. Die Bedeutung von Uderzos Werk könne man gar nicht hoch genug einschätzen, sagt Andreas Platthaus von der "FAZ".
Albert Uderzo ist tot – damit sind Asterix und Obelix nun Vollwaisen. Der Zeichner der weltberühmten "Asterix"-Comics starb im Alter von 92 Jahren, wie seine Familie mitteilte. Er und Autor René Goscinny waren die Väter der französischen Comicserie um ein Dorf voll unbeugsamer Gallier.

Uderzo war Perfektionist

Man könne die Bedeutung von Uderzos Werk gar nicht hoch genug einschätzen, sagt Andreas Platthaus, Leiter der Literaturredaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Nicht nur seien die Asterix-Bände mit mehr als 300 Millionen verkauften Alben kommerziell die erfolgreichste Comicserie, die es jemals gegeben habe. Uderzo sei "ein unglaublich versierter Zeichner" gewesen, ein Perfektionist, der "großartig lebendig zeichnen konnte".
Uderzos Können zeige sich in Figuren, die sich wunderbar bewegen, und in der Detailfülle der Comics: Grafisch nebenher zur Handlung habe er lauter kleine Witze eingebaut. "Damit hat er wirklich Schule gemacht", sagt Platthaus. "Und ich glaube auch, dass es niemand so gut beherrscht hat wie er."

Der Literat und der Zeichner

Nach dem Tod Goscinnys 1977 habe sich die Asterix-Serie allerdings "massiv" verändert. Goscinny habe einen unglaublichen Wortwitz besessen und sei ein "fantastischer Erzähler" und "der wirkliche Literat der beiden" gewesen, Uderzo dagegen das "Zeichengenie".
"Uderzo wusste sehr genau, dass er nicht der große Erzähler war, auch wenn sie die Geschichten zusammen entwickelten", so Platthaus. Ohne Goscinny seien die Geschichten viel weniger geistreich gewesen. "Man merkt, wie sehr sich Uderzo damit mühte, dieses Erbe weiter am Leben zu halten."

Das Erbe der Asterix-Reihe

In Deutschland, schätzt der Literaturredakteur, sei die Comicreihe wahrscheinlich sogar populärer gewesen als in Frankreich. Zumindest in den 1970er- und 80er-Jahren seien in Deutschland mehr Alben verkauft worden als im Heimatland der Asterix-Comics. Der im vergangenen Jahr erschienene Asterix-Band sei in Deutschland wie in Frankreich mit einer Startauflage von 1,5 Millionen Alben in den Verkauf gegangen.

Hören Sie zum Tod Albert Uderzos auch Klaus Jöken, Übersetzer vieler "Asterix"-Comics:
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Mit Goscinnys und Uderzos Asterix-Geschichten sei das Ansehen von Comics generell gestiegen, davon ist Platthaus überzeugt: "Das kann man sich überhaupt nicht wichtig genug vorstellen, was Asterix für die Rezeption dieser Kunstform bedeutet hat – zumindest in Deutschland."
Außerdem hätten die Asterix-Comics auch die deutsch-französische Freundschaft gefördert. Der Band "Asterix und die Goten" aus dem Jahr 1963 etwa sei voller Klischees über Deutsche. "Wenn man dann sieht, dass die Deutschen eine solche Serie abgöttisch geliebt haben, dann muss man sagen: Die gegenseitige Toleranz ist mittlerweile riesig."
(jfr)
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