Zum Tod Schalck-Golodkowskis

Der Mann, der die Geldsachen regelte

Alexander Schaclk-Golodkowski 1985 bei der Leipziger Herbstmesse.
Alexander Schalck-Golodkowski 1985 bei der Leipziger Herbstmesse. © picture alliance/dpa/Zentralbild
Von Anja Nehls · 22.06.2015
Waffenexporte, dubiose Geldgeschäfte, Freikauf politischer Flüchtlinge - der ehemalige SED-Funktionär Schalck-Golodkowski war der wichtigste Beschaffer von Devisen für die DDR. Gemeinsam mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß bewahrte er die DDR vor dem Bankrott.
Seit 14 Jahren gab Alexander Schalck-Golodkowski keine Interviews mehr, lebte zurückgezogen und gesundheitlich angeschlagen in Rottach-Egern am Tegernsee. Im Alter von 82 Jahren ist er jetzt gestorben. Besonders die älteren Menschen in Berlin kennen den Namen noch heute:
"Das war der Mann, der die ganzen Geldsachen geregelt hat mit der DDR und der Bundesrepublik – und was aus seinem Imperium geworden ist, das fragen sich ja vielleicht noch einige – Der war zuständig für den Verkauf der halben DDR an die Bundesrepublik."
Alexander Schalck-Golodkowski war der wichtigste Beschaffer von Devisen für die DDR – und von Luxusgütern aus dem Westen für die SED-Prominenz. Ehemaliger Staatsekretär im Außenhandelsministerium der DDR, Leiter der Bereichs Kommerzielle Koordinierung.
Die DDR vor der Zahlungsunfähigkeit bewahrt
1983 hatten Schalck und der damalige bayrische Ministerpräsident Franz Josef Strauß heimlich den sogenannten Milliardenkredit ausgehandelt, mit dem die Bundesrepublik die DDR vor der Zahlungsunfähigkeit bewahrte. Viele Details dazu bis heute unbekannt. Aus seiner Bewunderung für Straß machte Schlack-Golodkowski aber nie ein Geheimnis:
"Franz Josef Strauß war aus meinem Verständnis einer der wenigen Politiker in der Bundesrepublik Deutschland, sicher wie alle großen Persönlichkeiten umstritten, aber eins hat der uns vorausgehabt, der hat die Fähigkeit demonstriert, weit in die Geschichte hineinzugucken und zu sehen, was wird in zehn Jahren möglicherwiese sein."
In der Wendezeit wurde der bullige Schalck-Golodkowski , der beim Ministerium für Staatssicherheit als Generalleutnant, geführt wurde, zur Unperson. Die SED-Spitzen, für die er gearbeitet hatte, Honecker, Mittag, Mielke, waren abgesetzt. Ihm wurde der Boden in der DDR zu heiß, in seinen "Deutsch-Deutschen Erinnerungen" schrieb er:
"Als ich in der eiskalten Nacht vom 2. auf den 3. Dezember 1989 mit meiner Frau Sigrid zum Grenzübergang Invalidenstraße fuhr, fühlte ich mich von meinem Staat, meiner Partei und dem MfS, dem wir beide angehörten, verlassen."
Waffenexporte, dubiose Geldgeschäfte und Import von Müll aus dem Westen
Die Hintergründe der Geschäfte der KOKO kamen nun nach und nach ans Licht. Die Gelder wurden über ein Netzwerk von Firmen bewegt und stammten z.B. aus Exportgeschäften mit Waffen der Nationalen Volksarmee dem Import von Müll aus Westdeutschland oder aus dem Freikauf politischer Häftlinge durch die Bundesregierung.
Zwei Untersuchungsausschüsse befassten sich später mit Schalck und den Geschäften der KoKo. Belangt werden konnte er aber nur wegen Verstößen gegen alte Gesetze der Westalliierten Militärregierung. Er hatte Embargo-Bestimmungen umgangen, um westliche Technik in die DDR zu schaffen. Er bekam 16 Monate Haft auf Bewährung, alle anderen Verfahren wurden eingestellt. Gelebt hat er bis zum Schluss in Bayern, der Heimat seines alten Spezis Josef Strauß, sagt dessen Sohn Franz:
"Weil er ja ein Wort meines Vaters hatte, auf das er sich irgendwie auch verlassen hatte: Herr Schalck, wenn Sie irgendwie ein Problem haben, dann kommen Sie bitte zu uns."
Laut Spiegel verschwanden während der Wende 22 Milliarden D-Mark von den Konten der KoKo. Ob oder wieviel Alexander Schalck-Golodkowski damit zu tun hatte, ist bis heute unklar.
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