Zum Tod des Rappers Lil Peep

"Extrem langsamer und depressiver Sound"

Mikrofon
Die Musik von Lil Peep war eine Kombination aus Rap, extrem verlangsamten Beats und Samples. © imago/Photocase
Jens Balzer im Gespräch mit Gesa Ufer · 17.11.2017
US-Rapper Lil Peep ist mit 21 Jahren an den Folgen seines Drogenkonsums gestorben. Er ist ein Vertreter des sogenannten Cloudrap, der für eine langsame Musik steht, erklärt Pop-Journalist Jens Balzer. Für Teenager sei er eine Identifikationsfigur gewesen wie früher Kurt Cobain.
Die Musik von Lil Peep war eine Kombination aus Rap, extrem verlangsamten, verhallten Beats und Samples von melancholischen, minimalistischen Indierock-Gruppen, erklärt der Rock- und Popjournalist Jens Balzer. Dazu rappte er über Depressionen, Selbstzweifel und die Krisen des Erwachsenwerdens. Hier treffen sich zwei Traditionen, sagt Jens Balzer, der weiße Emocore und der Cloudrap. Emocore, das bedeuted laut Balzer introspektive Lyrics und die Absage an klassische Formen der Männlichkeitsinszenierung, wie sie im sonstigen HipHop prägend sind.
Jens Balzer: "Lil Peep war jemand, der diesen extrem langsamen, depressiven Sound mit depressiven Themen aufgefüllt hat. Er war klinisch depressiv und hat darüber gerappt und hat offenbar damit den Nerv vieler Teenager getroffen. Die sozialen Netzwerke sind jetzt voll mit Bekundungen wie: 'Du hast mein Leben gerettet!', 'Es war gut, dass jemand darüber so rappen konnte, wie ich mich fühlte.' Er war wirklich eine Identifikationsfigur wie vor ihm Kurt Cobain."

Tätowierungen und Nagellack

Lil Peep sprach sich für die Rechte der LGBTQ-Community und gegen Sexismus aus. Er trug stolz seine unzähligen Tätowierungen, bunte Haare und auch mal roten Nagellack.
Es gäbe eine Wechselwirkung zwischen dieser Musik, Drogen und dem gesellschaftlichen Kontext. Als bevorzugte Droge gelte in dieser Szene der sogenannte Purple Drank, ein Mix aus besonders codeinhaltigem (verschreibungspflichtigem) Hustensaft, Limonade und zerkrümelten Bonbons.

Musikstil aus den sozialen Netzen

Charakteristisch für den Cloudrap ist die enorme Verlangsamung, erklärt Balzer. Man könne sie als Gegenreaktion auf die Turbodigitalisierung im Internet verstehen. Tatsächlich aber war diese enorm verlangsamte Musik einer der ersten Undergroundstile, der sich Ende der Nuller Jahre in den damals noch jungen sozialen Netzwerken entwickelte. Der Musikstil kam nach Europa und Deutschland als Amalgam aus Gothic und Rap.
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