"Zum Teil sehr hochwertige Architekturen"

23.03.2010
Der Vorstandsvorsitzende der Bundesstiftung Baukultur, Michael Braum, hat auf die Qualität der umstrittenen Nachkriegsarchitektur hingewiesen.
Angesichts der Debatten in vielen Städten über den Abriss von Gebäuden aus den 50er- und 60er-Jahren plädierte Braum für eine differenzierte Betrachtungsweise. Die Qualität der Nachkriegsmoderne liege in "zum Teil sehr hochwertigen Architekturen", so Braum. Es gebe kaum eine Zeit, "die so viele gestalterisch und funktional hochwertige Architektur gemacht hat wie insbesondere die 50er- und die frühen 60er-Jahre". Dagegen habe die Nachkriegsmoderne "im städtebaulichen Kontext" ihre Versprechen oft nicht einlösen können.

So zeige zum Beispiel Le Corbusiers "Unité d'Habitation" in Marseille, dass die Idee der Trennung von Funktionen in der Architektur funktioniere; im Stadtraum sei das aber nicht der Fall. "Diese Fiktion, dass die Landschaft die Städte durchzieht und dass der Verkehr auf der einen und das Arbeiten auf der anderen Stelle war, das funktioniert in der Realität nur äußerst selten." Eines der wenigen gelungenen Beispiele sei das Berliner Hansa-Viertel, so der Chef der Stiftung Baukultur.

Braum äußerte sich außerdem kritisch über die Rekonstruktion historischer Gebäude. Dabei müsse man auch die Kosten genauer betrachten: "Wenn man diese 20, 30 oder 40 Millionen", die allein für eine rekonstruierte Fassade als Mehrkosten anfielen, "unseren herausragenden Architekten geben würde, dann wären die auch in der Lage ein gutes Gebäude zu bauen".


Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 23.8.2010 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.