Zum Kinostart von "Logan"

Mehr Kreativität dank FSK 16?

Hugh Jackman als Logan
Hugh Jackman als Logan © © 2017 Twentieth Century Fox
Von Anna Wollner · 02.03.2017
Blockbuster setzen sonst auf Familien als umsatzstarkes Zielpublikum. Doch seit dem Erfolg von "Deadpool" richten sich Filmemacher explizit an Erwachsene. Das gebe ihm mehr künstlerische Freiheit, erklärt "Logan"-Regisseur James Mangold.
Szene aus "Logan":
"Er ist ein Freund von mir, mit einem großen Mundwerk."
"Das höre ich oft."
"Dann haben Sie das wahrscheinlich auch gehört." (Waffe lädt durch)
"Öfter als ich wollte."
Es ist nur ein kleiner Satz, eine kleine Geste, das Durchladen einer Waffe und doch bringt es James Mangolds X-Men-Comicverfilmung "Logan" ganz gut auf den Punkt. Schon gleich in den ersten 30 Sekunden prügelt sich der Mutant mit einer Handvoll Latinos, die seine Limousine stehlen wollen, schneidet ihnen die Kehle durch, bohrt seine Krallen in ihre Schädel oder köpft sie gleich direkt.
Nicht nur Logan tötet, auch eine junge Mutantin, Laura, gerade mal elf Jahre alt. Das letzte Wolverine-Abenteuer mit Hugh Jackman in der Hauptrolle ist ultrabrutal und vollkommen zu Recht erst ab 16 freigegeben. Die Gewalt in einer Blockbuster-Comicverfilmung wird hier auf ein neues Level gehoben.
Für Regisseur James Mangold ein von vorneherein einkalkuliertes Risiko, für das er beim Studio kämpfen musste.
"Wir waren wesentlich günstiger als andere X-Men-Filme. Und damit auch günstiger als andere große Comicverfilmungen. Wir hatten viel größere Freiheiten herauszufinden, was Logan alles mit seinen Krallen anstellen kann. Filme werden in der Finanzierung normalerweise auf ein paar wichtige Sachen abgeklopft: Wer spielt mit, welches Genre bedient der Film, wer ist der Regisseur und wie hoch ist die Altersfreigabe."
Und gerade letztere ist in der Auswertung des Films eigentlich ausschlaggebend. Filme ab 16 verschrecken ein jüngeres Publikum, die klassische Familienunterhaltung, das Family-Entertainment fällt weg. Eben jene Zielgruppe, die mit am umsatzstärksten ist.

Wer nicht auf Altersfreigabe achtet, ist kreativer?

Was für die Studios ein Fluch sein kann, ist für die Kreativität beim Filmemachen ein wahrer Segen, meint Regisseur Mangold.
"Wenn man einen Film macht, der ausdrücklich nicht für Kinder geeignet ist, wird der Film automatisch smarter. Er wird nicht nur gewalttätiger, expliziter oder gottloser – er wird auch klüger. Man muss keine Figuren erschaffen, die sich gut in einem Happy-Meal verkaufen, als ausgestopfte Tiere die Kinderzimmer bevölkern oder als Actionfiguren auf den Markt kommen."
Schon im vergangenen Jahr, 2016, gab es "Deadpool" von und mit Ryan Reynolds. Eine politisch unkorrekte und gewaltverherrlichende Comicverfilmung der übertriebenen Art.
Szene aus "Deadpool":
"Stopp. Ihr fragt euch vielleicht, was soll der rote Anzug. Na, damit die Bösewichte nicht sehen, wenn ich blute. Er hat das Prinzip verstanden. Er trägt eine braune Hose."

Umdenken bei den Studios

Mit dem überraschenden Erfolg von Deadpool, der mittlerweile über 400 Millionen Dollar eingespielt hat, und dessen Fortsetzung längst in Planung ist, beginnt bei den großen Studios ein Umdenken.
James Mangold: "Um jetzt auch mal eine Lanze für die großen Studios zu brechen: Die sind ja nicht doof, die beobachten den Markt genau, analysieren jeden Schritt. Sie merken, dass die großen Filme austauschbar werden. Jeder will den anderen übertrumpfen. Wenn du eine Stadt zerstörst, zerstöre ich die Welt. Du zerstörst die Welt? Dann zerstöre ich das Universum. Die Budgets für diese Filme werden immer höher, aber die Profite eben nicht. Das alles hat uns den Weg geebnet, endlich etwas Neues probieren zu können."
Dieses Neue ist eben die Gewalt. Schonungslos und konsequent. Kino für Erwachsene und keine reine Familienunterhaltung mehr.
"Wir spielen mit der Erwartungshaltung des Zuschauers, aber wir machen auch einen Film über erwachsene Themen. Einen Film über das Leben und den Tod. Ich gebe den Schauspielern Raum, sich zu entfalten, und muss nicht darauf achten, dass die Aufmerksamkeitsspanne eines Elfjährigen kürzer ist als die eines Erwachsenen."
Mit dieser Einstellung ist "Logan" konsequent gegenüber seiner eigenen Geschichte. Die brutale Gewalt fühlt sich ehrlich an und notwendig, ganz im Sinne seiner Hauptfigur und einem würdigen Wolverine-Finale.

Logan - The Wolverine
USA 2017
Regie: James Mangold; Mit: Hugh Jackman, Patrick Stewart u.a.
Länge: 137 Min.; FSK: ab 16

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