Zum 1. Todestag von Georges Prêtre

Erinnerung an einen intelligenten Charmeur

Der französische Dirigent Georges Prêtre bei der Leitung der Wiener Philharmoniker während des Neujahrskonzert am 1. Januar 2010 in Wiens "Goldenem Musikvereinssaal".
Der französische Dirigent Georges Prêtre © AFP PHOTO / DIETER NAGL
29.12.2017
Über 90 Lebensjahre und zwei Drittel davon am Dirigentenpult: Georges Prêtre war noch bis weit über die Jahrtausendwende eine Instanz im europäischen wie amerikanischen Musikleben. Olaf Wilhelmer serviert ein klingendes Porträt des Ausnahmeinterpreten.
Dabei war es dem aus einfachen Verhältnissen im nordfranzösischen Kohlerevier stammenden, in der Zwischenkriegszeit geborenen Schuhmachersohn nicht unbedingt an der Wiege gesungen worden, dass er einmal als ständiger Gast in den berühmtesten Klassiktempeln der Welt auftreten würde. Den Weg dazu bahnten Qualitäten, die ihn menschlich wie künstlerisch gleichermaßen auszeichneten: die Fähigkeit, intelligente Analyse ins Gleichgewicht mit spontaner – oder zumindest spontan wirkender – Impulsivität zu bringen; sowieso sein von Charme und Verständnis nicht nur für Komponisten, sondern auch die jeweiligen Interpreten geprägtes Kommunikationsvermögen, das sogar ein anerkannt schwieriger Weltstar wie Maria Callas zu schätzen wusste. Gut dazu passte auch seine Neigung zur quasi demokratisch verfassten Jazzmusik; vielleicht war sie es, die ihn auch in späteren Jahren immer wieder einmal an Gattungsgrenzen rühren ließ und ihm jene federnde rhythmische Elastizität mitgab, die besonders seinen gerühmten Interpretationen französischer Musik zugute kam, die auch in Olaf Wilhelmers Porträt des zu Beginn dieses Jahres verstorbenen Künstlers eine tragende Rolle spielen werden.


Georges Prêtre (1924 - 2017)
Gespräche und Erinnerungen zum 1. Todestag des französischen Dirigenten


Ausschnitte aus Konzerten mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin und historische Aufnahmen
mit Werken von Johannes Brahms, Gabriel Fauré, Francis Poulenc, Maurice Ravel u.a.


Moderation: Olaf Wilhelmer