Kulturnachrichten
Montag, 12. März 2018 Zensierte Artikel erscheinen als Pop-Songs
"Uncensored Playlist" zum Welttag gegen Internetzensur
Zum Welttag gegen Internetzensur veröffentlicht Reporter ohne Grenzen eine "Uncensored Playlist": Die Playlist nutze Musik als Schlupfloch, um zensierte Artikel über Streaming-Dienste in Ländern zu verbreiten, in denen autokratische Herrscher das freie Wort unterdrücken, erklärte die Journalistenorganisation in Berlin. Die zu Pop-Songs umgewandelten Artikel handelten unter anderem von Polizeigewalt, Behördenkorruption oder der Verfolgung von Oppositionellen in China, Ägypten, Thailand, Usbekistan und Vietnam. Die von Zensur betroffenen Journalisten hätten mit Hilfe lokaler und internationaler Künstler jeweils zwei ihrer Texte zu Pop-Songs gemacht. Über Streaming-Dienste ließen sich die zehn Songs weltweit anhören, auch in den jeweiligen Heimatländern, in denen die Originaltexte wegen der strengen Zensur nicht erscheinen dürften.
Oper sieht Missbrauchsvorwürfe belegt
Nach einer Untersuchung über Vorwürfe sexuellen Missbrauchs gegen James Levine hat die New Yorker Metropolitan Oper ihren Star-Dirigenten entlassen. "Die Untersuchung hat glaubhafte Beweise erbracht, dass Herr Levine vor und während seiner Arbeit bei der Met sexuell missbrauchendes und belästigendes Verhalten gezeigt hat", hieß es in einer Mitteilung des Opernhauses. Jede Zusammenarbeit mit dem 74-Jährigen werde deshalb sofort beendet. Für die Untersuchung seien mehr als 70 Menschen befragt worden. Levine, der als einer der besten Dirigenten der USA gilt, hatte die Anschuldigungen zuvor zurückgewiesen. Levine war seit 1975 musikalischer Leiter des Hauses. Nachdem die «New York Times» im vergangenen Dezember über die Anschuldigungen berichtet hatte, war Levine zunächst suspendiert worden.
Entscheidung sei "im Stil eines autoritären Herrschers" gefallen
Bauexperten haben Kulturstaatsministerin Monika Grütters wegen ihrer Standortentscheidung für das Museum des 20. Jahrhunderts in Berlin scharf kritisiert. Bei einer Anhörung im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses sagte der frühere Berliner Senatsbaudirektor Hans Stimmann, die CDU-Politikerin habe sich "im Stil eines autoritären Herrschers" für ein Grundstück zwischen der Neuen Nationalgalerie und der Berliner Philharmonie entschieden. "Das war eine einsame Entscheidung und alle anderen haben die Hacken zusammengeknallt." Auch die Präsidentin der Architektenkammer Berlin, Christine Edmaier, nannte es bedauerlich, dass der Standort durch eine "Vorentscheidung" von Grütters festgelegt worden sei. Allerdings habe sich Berlin auch nicht entsprechend gewehrt. Das Museum für die Kunst der Moderne soll nach einem Bundestagsbeschluss von 2014 für 200 Millionen Euro am Berliner Kulturforum entstehen.
Serge Dorny und Vladimir Jurowski stellen Pläne vor
Das Repertoire der Bayerischen Staatsoper soll unter Serge Dorny und Vladimir Jurowski behutsam modernisiert werden. Die Tradition und das Erbe müssten erhalten werden, gleichzeitig sei es essenziell, immer wieder neue Werke zu präsentieren, sagte der künftige Staatsintendant Serge Dorny in München. Der Chef der Opéra National de Lyon wird zum 1. September 2021 an das Münchner Haus wechseln, als Nachfolger von Nikolaus Bachler. Jurowski wird gleichzeitig neuer Generalmusikdirektor und Kirill Petrenko ablösen. Komplett umkrempeln will das neue Führungsduo das Programm aber nicht. "Mozart, Wagner, Strauß sind natürlich die DNA der Staatsoper mit Aufführungen, die seit Jahrzehnten als Referenzen gelten", sagte Dorny. Trotzdem müsse der Opernbetrieb seinen lebendigen Charakter erhalten. "Das Repertoire mit Werken von heute anzureichern, gibt uns gleichzeitig die Legitimität, die von gestern zu zelebrieren."
Neuerliche Renovierung für den Theaterbetrieb zu aufwendig
Der Abriss des einst traditionsreichen Hansa-Theaters in Moabit ist nach Angaben von Kultursenator Klaus Lederer besiegelt. Im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses sagte der Linken-Politiker auf eine Anfrage der Grünen, die Immobilie sei im Privatbesitz. Schon im vergangenen Oktober habe der Bezirk den Abriss des Hauses und den Neubau von Wohnungen gebilligt. "Damit ist der Zug endgültig abgefahren", so Lederer. "Es sind alle Messen gesungen." Das 500-Sitze-Theater hatte einst als Boulevard- und Komödienbühne eine große Zeit. Stars wie Marlene Dietrich, Harald Juhnke und Ilja Richter standen hier auf den Brettern. 2005 musste das Haus wegen Besuchermangels schließen, ein späterer Wiederbelebungsversuch scheiterte 2009. Eine neuerliche Renovierung für den Theaterbetrieb war nach Einschätzung des Besitzers zu aufwendig.
Franzose stattete unter anderem Audrey Hepburn und Jackie Kennedy aus
Der französische Modeschöpfer Hubert de Givenchy ist tot. Der Gründer des internationalen Mode- und Kosmetikkonzerns Givenchy starb im Alter von 91 Jahren, wie sein Lebensgefährte in Paris mitteilte. Er sei bereits am Samstag entschlafen, erklärte der Couturier Philippe Venet. Die Familie teile den Schmerz. Der am 20. Februar 1927 geborene Givenchy gründete sein Modehaus 1952. Er stattete seit den 50er Jahren unter anderem die US-Schauspielerin Audrey Hepburn aus, die als seine Muse galt. Zu seinen Kundinnen zählte auch die frühere First Lady Jackie Kennedy. 1988 verkaufte er sein Modehaus an den Luxuskonzern LVMH, blieb aber Künstlerischer Direktor. Im Jahr 1995 präsentierte er seine letzte Modenschau.
Begriff "fake news" soll vermieden werden
Im Kampf gegen Falschnachrichten empfiehlt eine EU-Expertenkommission einen Kodex mit zehn Prinzipien für soziale Netzwerke. Diese sollen sich unter anderem verpflichten, vertrauenswürdige Informationen herkömmlicher Medien sichtbarer und für Nutzer leichter zugänglich zu machen. Zudem sollen sie besser erklären, wie Algorithmen Nachrichten aussuchen und gewichten. Die Empfehlungen aus dem Schlussbericht der Expertengruppe zu Falschnachrichten und Desinformation veröffentlichte die EU-Kommission in Brüssel. Die 39 Fachleute raten, den Begriff "fake news" zu vermeiden und stattdessen von Desinformation zu sprechen. Diese wird definiert als falsche, fehlerhafte oder irreführende Information mit dem Ziel, der Öffentlichkeit zu schaden oder Profit zu machen.
Für seine "großen Verdienste für das liberale Judentum"
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) erhält den diesjährigen Israel-Jacobson-Preis. Er erhalte die Auszeichnung für seine "großen Verdienste für das liberale Judentum und die akademische Rabbinerausbildung in Deutschland", teilte die Union progressiver Juden in Deutschland in Bielefeld mit. Ramelow habe sich besonders für die akademische Kantorenausbildung des Abraham-Geiger-Kollegs mit der Hochschule für Musik in Weimar eingesetzt. Zudem seien ohne seine Initiative nicht die seit 2015 alljährlich stattfindenden "Achava Festspiele" möglich gewesen. Die Verleihung findet am 7. Mai in Erfurt statt. Die Laudatio hält die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch.
Heimatbegriff hat viele Facetten
Für die große Mehrheit der Bundesbürger ist Heimat ein positiver Begriff. Besonders ausgeprägt ist diese Haltung bei CSU-Anhängern, wie aus einer Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL/n-tv hervorgeht. Für Anhänger der Grünen und Linken hat "Heimat" indes mehrheitlich einen negativen Beigeschmack. Für 85 Prozent der Deutschen ist das Gefühl heimatlicher Verbundenheit auch persönlich wichtig. Heimat hat dabei viele Facetten. Für knapp die Hälfte der Deutschen ist Heimat der Mittelpunkt von Familie und Freunden, für ein gutes Drittel ist es der Ort beziehungsweise die Region, wo man geboren wurde oder wohnt. Nur für eine Minderheit von 12 Prozent ist die Nation "Heimat".
Schwerpunktland ist in diesem Jahr Rumänien
Die Buchbranche ist von Donnerstag an wieder für vier Tage zu Gast in Leipzig. Beim Frühjahrstreff der Literaturszene auf der Leipziger Buchmesse präsentieren sich bis Sonntag rund 2.600 Aussteller, so viele wie noch nie zuvor. Schwerpunktland ist in diesem Jahr Rumänien. Auf dem Programm des parallel laufenden Lesefestes "Leipzig liest" stehen rund 3.600 Veranstaltungen mit rund 3.500 Mitwirkenden.
Früherer "Traumschiff"-Kapitän wurde 85 Jahre alt
Rauch verunglückte bei einem Treppensturz in seinem Wohnort Untersöchering südlich von München tödlich. Das bestätigte die Polizei in Penzberg. Siegfried Rauch spielte in mehr als 500 Filmen und Serien mit. Einem großen Publikum war er durch seine langjährige Rolle als "Kapitän Paulsen" in der ZDF-Reihe "Traumschiff" bekannt. Der schauspielerische Durchbruch gelang ihm bereits Anfang der 1970er Jahre - mit dem Klassiker "Le Mans".