Zeichner "Krieg und Freitag"

Versicherungsjob gekündigt, Künstler geworden

07:22 Minuten
Ein Strichmännchen mit Krawatte sitzt auf einem Stuhl und denkt: "Irgendwie hab ich mein Sachbearbeiterfeuer verloren. Ich kann einfach nicht mehr so sachbearbeiten wie als junger Mann."
Kunst hat sich für Tobias Vogel als "relativ solide Einkommensquelle erwiesen". © Tobias Vogel/@kriegundfreitag
Tobias Vogel im Gespräch mit Vladimir Balzer · 11.11.2020
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Mitten in der Coronakrise sattelt Tobias Vogel um: von der grundsoliden, aber langweiligen Versicherungswirtschaft zu einem Leben für die Kunst. Von seinen Zeichnungen zu leben, klappt aber nur dank mehrerer Standbeine.
Am 10. November twittert Tobias Vogel, auch bekannt als "Krieg und Freitag", dass er seinen Job in der Versicherungsbranche hinschmeißt, um fortan als freier Künstler zu leben.
Der Entschluss sei allerdings nicht spontan gewesen, sondern in seiner zweijährigen Elternzeit gereift, erzählt Tobias Vogel: "Ich konnte diese Art zu leben und sein Einkommen so zu generieren, eine ganze Zeit lang ausprobieren. Und das hat sich als relativ solide Einkommensquelle erwiesen."

Keine Avantgarde, aber Merchandising

Er glaube auch nicht, dass Corona daran etwas ändert. Aber anderen raten, einen sicheren Job sausen zu lassen und auf Kunst umzusatteln? "Es kommt sehr stark darauf an. Wenn der Fokus darauf liegt, dass man durch die Lande zieht und auf irgendwelchen Bühnen auftritt, dann würde ich vermutlich eher zu Vorsicht raten", sagt Vogel.
Vogel selbst hat mehrere Standbeine: Er verkauft Originalzeichnungen, aber auch seine Bücher. Außerdem noch "Merch", also Pullis oder Kaffeetassen, auf denen seine Bilder prangen. Dass er damit ein breites Publikum anspricht, sei sicher hilfreich, um mit Kunst Geld zu verdienen: "Das ist ja nicht avantgardistisch, was ich mache", sagt er.
Der Künstler Tobias Vogel steht vor einer stark gemusterten Tapete und schaut skeptisch in die Kamera.
Corona sei kein Thema mehr in seinem Werk, sagt Tobias Vogel© Tobias Vogel
Der Name "Krieg und Freitag" sei durch einen klassischen Autokorrektur-Fehler auf seinem Handy entstanden, erzählt Vogel. Er wollte Krieg und Frieden eintippen und als drittes Wort wurde Freitag vorgeschlagen: "Dieser Name hat sich als äußerst zugkräftig erwiesen. Der fasziniert die Menschen. Das hätte ich vorher auch nicht erwartet", sagt der Zeichner.
Anfangs sei Corona häufiger in seinen Zeichnungen vorgekommen, sagt Vogel, aber jetzt sei das Thema abgefrühstückt: "Jetzt glaube ich, dass die Cartoons, die ich erfinde, ziemlich unabhängig von dem sind, was im Zusammenhang mit Corona in der Welt passiert."
(beb)
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