Zehnstöckiger Anbau

Turm der Tate Modern in London wird eröffnet

Terrasse im obersten Stock des neu eröffneten Erweiterungsbaus der Londoner Tate Modern von Herzog & de Meuron: Der Besucher sieht von hier aus unter anderem die St. Paul's Cathedral.
Terrasse im obersten Stock des neu eröffneten Erweiterungsbaus der Londoner Tate Modern von Herzog & de Meuron: Der Besucher sieht von hier aus unter anderem die St. Paul's Cathedral. © picture alliance / dpa / Facundo Arrizabalaga
Architekturkritiker Nikolaus Bernau im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 14.06.2016
Neues Architektur-Highlight für Kunstfreunde: Der Erweiterungsbau der Londoner Tate Modern - eines der bekanntesten Museen für moderne Kunst - von Herzog & de Meuron ist alles andere als langweilig, meint Nikolaus Bernau. Am Freitag wird er eröffnet.
In London wird am Freitag der Erweiterungsbau der Tate Modern des Schweizer Architekten-Duos Herzog & de Meuron eröffnet. Heute war die Pressevorbesichtigung, und unser Architekturkritiker Nikolaus Bernau hat sich schon mal umgeschaut.
Sein Fazit: "Das wird sicher ein sehr populärer Bau werden, denn man wird ununterbrochen neu aufgeregt."

Was ist das Besondere?

"Das Wechselspiel: Dass die Gesellschaftsräume und die großen Treppenhäuser sehr dramatisch gestaltet sind und die Räume, in denen Kunst gezeigt wird, sehr zurückhaltend. Dann gibt es ganz oben eine fantastische Aussichtsterrasse, von der aus man auf die ganze Innenstadt von London gucken kann. "

Wie fügt sich der Erweiterungsbau an das bestehende Haus an?

"Die Architekten Herzog & de Meuron haben es tatsächlich geschafft, daneben ein Gebäude zu setzen, das fast doppelt so hoch ist und das es trotzdem schafft, den Altbau nicht zu übertrumpfen. Das liegt sicherlich mit am Material: So ein brauner Beton-Stein, der ganz typisch ist für die moderne Architektur Großbritanniens nach dem Zweiten Weltkrieg. Das ist eine ganz matte Farbigkeit, die jetzt gerade … – es regnet ziemlich stark in London, und dadurch wirkt das einerseits so ein bisschen schillernd und andererseits aber auch sehr zurückhaltend.
Und dann gibt es diese gebrochene Form. Es ist eigentlich ein Turm. Und aus dem kommen dann so schräge Seitenteile raus, in die nur ganz schmale Fensterschlitze eingesetzt sind.
Ich nehme an, je mehr ich darüber nachdenken, dass alles zusammen wirklich dazu führt, dass der Bau fast zu verschwinden scheint, zudem er – und das kommt in den großen Fotos, die überall gezeigt werden, überhaupt nicht zum Ausdruck – ganz dicht eingestellt ist. Rundherum stehen nämlich lauter Wohnhäuser."
Passt sich farblich ans Londoner Regenwetter an: der Erweiterungsbau der Tate Modern von Herzog & de Meuron
Passt sich farblich ans Londoner Regenwetter an: der Erweiterungsbau der Tate Modern von Herzog & de Meuron© picture alliance / dpa / Facundo Arrizabalaga

Wie wirkt das Gebäude im Innern?

"Die Architekten gehen unglaublich grob mit Beton um, die zeigen richtig groben Beton. Es gibt ganz glatte Flächen, es gibt ganz, ganz grobe Flächen, und daneben ganz tolles rau geschnittenes Kiefernholz und rau geschnittene Eichenhölzer.
Das ist ein ganz interessantes Spiel mit Rau und Sanft und auch mit Licht und Schatten innerhalb des Gebäudes, eben dadurch dass diese Fassade aufgebrochen ist: Die Ziegelsteine sind so im Wechsel-Abstand gesetzt, dass das Licht durchfallen kann bis eben in die Räume rein. Dadurch haben die teilweise ganz, ganz faszinierendes Licht."
Blick in den Erweiterungsbau der Tate Modern in London: Zu sehen ist auch die sieben Meter hohe Skulptur in Form eines Baums des chineischen Künstlers Ai Weiwei.
Blick in den Erweiterungsbau der Tate Modern in London: Zu sehen ist auch die sieben Meter hohe Skulptur in Form eines Baums des chineischen Künstlers Ai Weiwei.© picture alliance / dpa / Facundo Arrizabalaga

Anlässlich des neuen Anbaus der Tate Modern in London sprachen wir mit Andreas Ruby, dem Leiter des Architekturmuseums in Basel (Audio), darüber, wie dieses neue Gebäude angesichts anderer zeitgenössischer Museumsneubauten zu bewerten ist.

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