Zäune aus Plastiktüten

Antje Diekhans · 18.07.2012
Fast 3.000 Tonnen Plastikmüll fallen jeden Tag in Kenias Hauptstadt Nairobi an. Ein Recycling-Projekt lässt jetzt den Müll einsammeln, das Plastik schmelzen und daraus Zaunpfähle machen. Das soll nicht nur die Müllberge bekämpften, sondern auch noch die Abholzung der Wälder verhindern helfen.
Am Rande von Kibera, dem größten Slum in Nairobi, türmt sich Abfall - vor allem Plastik. Leere Shampoo-Flaschen, Tüten, alte Kanister. In Kenias Hauptstadt fallen jeden Tag fast 3.000 Tonnen Plastikmüll an. Nur ein Teil landet auf einer Halde am Stadtrand. Vieles wird einfach in die Straßengräben oder auf Haufen am Rande der armen Wohnviertel geschüttet.

"Der Umgang mit Müll ist ein großes Problem in diesem Land, sagt Ayub Macharia von der Umweltbehörde. Wenn man durch die Stadt geht, sieht man jede Menge Abfall. Das liegt daran, dass wir keine vernünftigen Deponien haben."

Ein Projekt macht jetzt zumindest einen Anfang. "Ecopost" nennt sich das Unternehmen, das Charles Kalama zusammen mit einer Geschäftspartnerin vor zwei Jahren gegründet hat. Die Initiative sammelt Plastikmüll ein, um ihn wiederzuverwerten.

"Wir recyceln jeden Monat etwa 40 Tonnen Plastik, erklärt Charles. Das ist alles Müll, der sonst irgendwo in Abwasserkanälen oder auf den Straßen herumliegen würde."

Das Plastik wird in der kleinen Fabrik zunächst geschreddert, dann eingeschmolzen und in lange Blöcke gepresst. Der nächste Schritt ist anstrengende Handarbeit.

Mit großen Hämmern werden die Blöcke in Form gebracht, um Pfähle daraus herauszustellen. Eine Alternative zu den üblichen Holzzäunen - auch das soll die Umwelt schonen, sagt Charles Kollegin Lorna Ruto.

"Wenn wir zehn Pfosten herstellen, haben wir einen ausgewachsenen Zedernbaum vor dem Fällen bewahrt. Bis heute haben wir so schon 6.000 Bäume gerettet."

Das kleine Unternehmen würde gern noch mehr recyceln - aber dafür fehlt die richtige Ausstattung. Die Maschinen sind Second Hand.

"Unser größtes Problem ist, dass wir nur eingeschränkt produzieren können, klagt Charles. Die Presse haben wir gebraucht bekommen. Es ist eine alte deutsche Maschine, die schon seit 1973 in Betrieb ist."

Trotz technischer Schwierigkeiten: Ecopost schafft schon jetzt viele Jobs. 25 Männer und Frauen arbeiten direkt in der Fabrik. Rund 200 helfen dabei, den Plastikmüll einzusammeln. Die Stellen werden oft an Leute aus den Slums vergeben, die sonst nichts verdienen würden. Auch das gehört zum Firmenkonzept.

"Der Job hat mir sehr geholfen, sagt eine Arbeiterin. Ich kann jetzt Schulgebühren für meine Kinder zahlen. Mir geht es viel besser als früher."
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