Young Euro Classic

Mozart hätte durchgetanzt

Sarah Willis tanzt in ihrem violetten Abendkleid mit dem Dirigenten und anderen Musikern, während Musiker wie Publikum sich ebenfalls von den Sitzen erhoben haben.
Der Mozart-Samba-Cocktail wirkt: Hornistin Sarah Willis tanzt mit Dirigenten und Orchester. © Young Euro Classic / MUTESOUVENIR / Kai Bienert
Moderation: Leonie Reineke · 17.08.2021
Mozart und Mambo - das braucht Mut, beides zusammenzubringen. Die Hornistin Sarah Willis und das Orquesta del Lyceum de La Habana haben sich an diesen Crossover ran getraut und wurden dafür mit einem enthemmt tanzenden Publikum im Konzerthaus Berlin belohnt.
Von Wien in die Karibik, so lässt sich das Programm zusammenfassen, das das kubanische Jugendorchester Orquesta del Lyceum de La Habanaund die Wahl-Berlinerin Sarah Willis, Hornistin der Berliner Philharmoniker, gemeinsam präsentieren. Der Reiz des Programmes: Wo es zu Beginn noch ganz klassisch mit Mozarts Musik zugeht, schleichen sich immer mehr und immer vehementer karibische Klänge und Rhythmen ein. So sind bald Saxophon und Klavier zu hören und an einigen Stellen stimmen die Orchestermitglieder spanische Zwischenrufe und Songs an.
Besonders auffällig sind die zahlreichen, typisch kubanischen Percussion-Instrumente auf der Bühne, die die jungen Musikerinnen und Musiker mit großem Können und sichtbarer Freude bearbeiten. Mozart hätte das gefallen, war er doch auch so ein leidenschaftlicher, lebenslustiger Improvisator.

Ein festes Band

Das Orchester und Sarah Willis kennen sich bereits seit einigen Jahren und haben kurz vor Ausbruch der Pandemie im letzten Jahr zusammen das Album "Mozart y Mambo" produziert. Dabei ist in der kubanischen Hauptstadt Havanna eine starke Gemeinschaft entstanden, die auch über die schwierigen Monate des Lockdowns Bestand hatte.
Das Orchester und die Hornistin Sarah Willis posieren gemeinsam mit ihren Instrumenten in einer Straße in Havanna.
Das Orquestra del Lyceum de La Habana wurde 2009 von Studierenden des Konservatoriums Havanna gegründet.© Havana Lyceum Orchestra / Monika Ritterhaus
Auf der Bühne ist während des Konzertes ständig Bewegung. Der Saxophonist wirbelt regelmäßig Richtung Percussion, um mitzuspielen. Improvisierte Solo-Parts werden durch die Stimmgruppen "geworfen" und bald tanzen Dirigent und Solistin einen Samba. Und natürlich verlässt auch das Orchester den Saal beim letzten Stück des Abends mit einem Tanz. Das Publikum wird damit begeistert von den Stühlen gerissen.
Mozart und Mambo, diese Kombination funktioniert. Oder wie Sarah Willis sagt: "Mozart wäre ein super Kubaner gewesen!"
Aufzeichnung vom 15. August 2021 im Konzerthaus Berlin
Wolfgang Amadeus Mozart
Ouvertüre zu "Die Entführung aus dem Serail" KV 384
Hornkonzert Nr. 3 Es-Dur KV 447
Joshua Davis/Yuniet Lombida
"Rondo alla Mambo"
Edgar Oliviero
"Sarahnade Mambo"
Traditionell
"Samba Son" (arr. Jenny Peña Campo)
Isolina Carillo
"Dos Gardenias para tí" (arr. Jorge Aragón)
Moises Simons
"El Manisero" (arr. Jorge Aragón)

Sarah Willis, Horn
Orquesta del Lyceum de La Habana
Leitung: José Antonio Méndez Padrón

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