Young Euro Classic

Der Finsternis widerstehen

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Sprecherin in Hosokawas Stück: Nina Petri © Young Euro Classic / Heiner Orth
27.08.2017
Jugendorchester der Welt zu Gast in Berlin - auch von der 18. Ausgabe von Young Euro Classic bringen wir einige Mitschnitte. Heute Abend der Beitrag der Ensembles der Elisabeth University of Music aus dem japanischen Hiroshima - auch im Live-Stream.
Das Festival ist mittlerweile die wichtigste Plattform für den Orchesternachwuchs in Europa und darüber hinaus. Aus aller Welt kommen die jungen Musikerinnen und Musiker. Zweieinhalb Wochen, 14 Orchester, 18 Veranstaltungen – das Konzerthaus Berlin wird zum Basar der Kulturen.
Deutschlandradio Kultur ist von Beginn an - seit dem Jahr 2000 - als Medienpartner dabei. Auch während der 18. Festivalausgabe zeichnen wir wieder Konzerte auf, in diesem Jahr fünf, porträtieren Musikerinnen und Musiker, Solisten und Dirigenten, unternehmen musikalische Reisen: nach Russland, Moldavien, Portugal, Kuba und – heute – ins japanische Hiroshima.
Die dortige Elisabeth University of Music hat eine besondere Geschichte: ihre Wurzeln liegen in einer Musikschule, die der belgische Jesuitenpater Ernesto Gosensu 1947 gründete, um mit Hilfe der Musik die Traumata der über die Stadt gekommenen atomaren Zerstörung überwinden zu helfen. Der Jesuitenorden ist bis heute Träger der Einrichtung geblieben, deren Ausbildungsspektrum von den klassischen Instrumentalfächern bis zur Elektronik reicht.
Auch das heutige Programm hat einen engen Bezug zum spezifischen Schicksal der Stadt und der Einrichtung, denn in seinem 2010 uraufgeführten chorsinfonischen Stück "Sternlose Nacht" verwendet Toshio Hosokawa – selbst Jahrgang 55 und in den Musiksprachen der globalen Moderne wie der traditionellen japanischen Klänge gleichermaßen zu Hause – Originalzitate von Überlebenden der atomaren Katastrophe in Hiroshima ebenso wie solche von Zeugen des Dresdner Infernos einige Monate vorher. Dabei bezieht er sich ausdrücklich auf das Vorbild von Beethovens 9. Sinfonie – und es sind dann auch zwei Werke des klassischen Wiener Erbes, die im Programm die ermutigenden Kontrapunkte setzen: Beethovens Chorstück – ideell eine Art Gedankenskizze zur "Neunten" – endet mit einem Aufschwung stürmischer Hoffnung, Schuberts unvollendete Sinfonie zumindest im Glauben an die Möglichkeit einer Versöhnung mit sich selbst und den Widersprüchen der Welt.

Young Euro Classic
Konzerthaus Berlin
Aufzeichnung vom 26. August 2017
Ludwig van Beethoven
"Meeresstille und glückliche Fahrt" für gemischten Chor und Orchester op. 112
Franz Schubert
Sinfonie Nr. 7 h-Moll D 759 "Unvollendete"
Toshio Hosokawa

"Sternlose Nacht" für zwei Soprane, zwei Sprecher, Chor und Orchester

Yoshiko Kobayashi, Sopran
Miyuki Fujii, Mezzosopran
Nina Petri, Sprecher
Heikko Deutschmann, Sprecher
Chor und Orchester der Elisabeth University of Music, Hiroshima
Leitung: Jonathan Stockhammer