Yadegar Asisi: "New York 9/11"

Künstlerisches Statement gegen den Krieg

08:23 Minuten
Der Künstler Yadegar Asisi sitzt an seinem Schreibtisch.
9/11 war ein Moment, der uns alle miteinander verbindet, meint der Künstler Yadegar Asisi. © (c) Asisi
Yagegar Asisi im Gespräch mit Dieter Kassel · 07.09.2021
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Yadegar Asisi setzt mit gewaltigen Panoramen Statements gegen Terror und Gewalt. Nach "Leipzig 1813" und "Dresden 1945" ist "New York 9/11" sein drittes Anti-Kriegs-Projekt. Ab März 2022 soll es in Leipzig zu sehen sein.
"Es war für mich gar nicht so natürlich, dass ich dieses Thema behandele", sagt Yadegar Asisi. Der Künstler und Architekt ist bekannt für seine riesigen, bis zu 100 Meter langen und 30 Meter hohen Panoramabilder. Oft zeigen sie historische Szenen wie etwa die Bombardierung Dresdens 1945. Und jetzt also "New York 9/11".
Lange hat es gedauert, bis Asisi sich dem Thema Ground Zero nähern konnte, sagt er. Dass er sich künstlerisch damit befassen wollte, stand für ihn jedoch fest, seit er das Loch sah, das die Explosion an 9/11 in den Boden gerissen hat. "Es ist einfach nur ein Loch in der Stadt. Aber es ist so besetzt von den Bildern, von all diesen Dingen, dass von da an für mich klar war: Ich muss dieses Thema behandeln."

Die Idee für das Panorama reifte fast 20 Jahre

Wie, war dem Künstler lange Zeit unklar. Denn seine Werke begännen mit einem Gedanken. Der habe jedoch erst reifen müssen. "Ich hatte damals noch gar keinen Gedanken, ich war noch geschockt", sagt Asisi. "Als ich dann die Idee hatte, wie ich es umsetzen will, gab es eigentlich kein Halten mehr."
Teilnehmer und Gäste einer Gesprächsrunde vor dem Panorama von "Dresden 1945".
Mit solchen Panoramen nähert sich Asisi dem Krieg: Teilnehmer und Gäste einer Gesprächsrunde vor dem Panorama von "Dresden 1945". © picture alliance / dpa / Sebastian Kahnert
Die zentrale Frage sei für ihn gewesen: "Wie reagieren wir eigentlich auf Gewalt, was bedeutet das eigentlich, wenn so etwas passiert?" Er habe sich gefragt, wo der Anfang einer Entwicklung sei. Man beobachte Dinge und frage sich: Warum sind die Entscheidungen so? "Wir sind Zeitzeugen einer Entscheidung, die diese Welt verändert."
Alles sei ein System des Ganzen. "Aber was machen wir als Einzelne?", fragt der Künstler. "Wir hatten ein kollektives Gedächtnis für diesen Augenblick", jeder könne diesen Augenblick für sich beschreiben. Wir seien alle für einen Moment lang miteinander verbunden gewesen.
Von dort an starte eine Entwicklung – eine persönliche und eine Welt-Entwicklung. Für ihn sei klar gewesen: "Ich muss diesen Zustand noch mal herbeiführen."
Und wie kann ein Panorama dann aussehen? "Es ist eine Symbiose zwischen der Ausstellung, die vor dem Panorama ist und dem Panorama selbst", erklärt der Künstler. In der Ausstellung versuche er, eine Fragestellung zu offerieren. Wir gingen in der Erinnerung 20 Jahre zurück, bevor wir ins Panorama gingen.
Zum Ereignis selbst hätten wir bereits viel zu viele Bilder im Kopf. Wir gingen am Panorama entlang mit einer Zeitachse, die ja auch unsere eigene Zeitachse ist. Entscheidend sei der Augenblick. "Was, wenn wir fünf Minuten davorstehen? Ich glaube, dass das so ein emotionaler Augenblick ist. Was dann mit dem Einzelnen passiert, weiß ich nicht." Er mache auch keinen Vorschlag.
Aber im besten Fall entstehe daraus die eine oder andere Fragestellung. "Vielleicht nehme ich auch eine Emotionalität mit, die ganz anders ist als diese Bilder", sagt Asisi.

Im Rahmen des Gesprächs nannte Yadegar Asisi einen Eröffnungstermin für das Panorama "New York 9/11": Es startet demnach am 12.3.2022 in Leipzig.

(ros)
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