Xavier Naidoo

Im rechtsextremen Milieu angekommen

06:04 Minuten
Blick auf eine schwarze Konzertbühne. Am rechten Rand des Bildes steht Xavier Naidoo in schwarzer Kleidung und mit Mikro in der Hand und singt.
Xavier Naidoo bei einem Auftritt in Berlin: Inzwischen steht der Musiker ganz weit rechts. © picture alliance / POP-EYE / Kriemann
Andreas Speit im Gespräch mit Max Oppel · 17.06.2021
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In Berlin und in Rostock sind Konzerte von Xavier Naidoo geplant. Doch der Sänger macht nun Musik mit einem militanten Rechtsextremisten. Der Journalist Andreas Speit über die Radikalisierung eines Musikers, der sich einst antirassistisch engagierte.
Kann man Xavier Naidoo noch eine Bühne bieten? In Berlin und in Rostock gibt es Diskussionen um geplante Konzerte des Musikers.
Naidoo war mal ein geschätzter Popsänger. Doch er driftet seit Jahren mit kruden Politbotschaften nach rechts. Zuletzt beim Projekt "Die Konferenz": Eine Gruppe um Naidoo besingt die Heimat, die man so schnell nicht aufgeben solle. Mit dabei ist Hannes Ostendorf, früher Frontmann der Hooliganband "Kategorie C" aus Bremen.

Heimatmusik mit einem militanten Hool

Der Journalist Andreas Speit, Rechtsextremismus-Experte bei der Tageszeitung "taz", sieht in dieser Zusammenarbeit einen "Endpunkt" in der Entwicklung Naidoos. "Er ist dort mit jemandem zusammen aktiv, der einen Brandanschlag verübt hat, seit Jahrzehnten in der militanten rechten Hooliganszene unterwegs ist."
Hannes Ostendorf sei ein Star im Rechtsrock, sagt Speit. Durch Naidoo werde er aber nun eine neue Prominenz bekommen.
"Und das muss man auch Xavier Naidoo vorhalten: Er hat hier mit diesem Projekt auch andere Rechte, aber in dem Fall auch einen militanten Rechtsextremisten, in den offenen Diskurs geholt. Also mitten in die Gesellschaft."

Vom Antirassismus zu QAnon

Der Journalist erinnert daran, dass Naidoo früher mit Brothers Keepers ein antirassistisches Projekt mitbegründet hat. "All das scheint keine Rolle mehr für ihn zu spielen, weil er tatsächlich glaubt, dass eine Diktatur droht."
Auf Telegram habe man beobachten können, wie enorm sich Xavier Naidoo in den vergangenen Jahren radikalisiert habe. Dort benenne er inzwischen den mit Haftbefehl gesuchten rechtsextremen veganen Koch Attila Hildmann als "Bruder im Geiste".
Naidoo sei schon vor längerer Zeit mit Reichsideologie aufgefallen, habe dann verschiedene Verschwörungserzählungen mitverbreitet und als renommierter Musiker auch popularisiert. Gerade den QAnon-Verschwörungsmythos habe er in Deutschland mit bekannt gemacht.
"Früher hat er rechte Ressentiments gehabt", fasst Speit den Radikalisierungsprozess des Musikers zusammen. "Aber hier ist er wirklich im rechtsextremen Milieu leider angekommen."
(jfr)
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