Wundersame Wiedererweckung

26.12.2011
Moralisches Fehlverhalten, Bestrafung, Verzeihen, Leid und Schuld auf sich nehmen, Wunder vollbringen, davon handelt die deutsche im mittelalterlichen Speyer angesiedelte Fassung des Mysterienspiels "Die Verkündigung" von Walter Braunfels. Irdische Schwächen und überirdische Kräfte treffen aufeinander. Bangen und Hoffen treibt die Protagonisten um.
Aus Mitleid hatte Violaine den am Aussatz erkrankten Dombaumeister Peter geküsst, war selbst erkrankt und wurde von der Familie und ihrem Bräutigam Jakobäus verstoßen. Jahre später sucht ihre Schwester Mara die schwerkranke, erblindete Violaine in der Weihnachtsnacht auf. Sie hat Jakobäus geheiratet und ein Kind geboren, das jetzt tot in ihren Armen liegt. An der Brust der jungfräulichen Violaine erwacht es zu neuem Leben. Auf seltsame Weise hat sich wieder das Wunder der Menschwerdung vollzogen.

Walter Braunfels, 1882 in Frankfurt am Main geboren und 1954 in Köln verstorben, gelang 1920 mit seiner Oper "Die Vögel" nach Aristophanes der große Durchbruch. Neben Richard Strauss und Franz Schreker gehörte er zu den meistgespielten Opernkomponisten seiner Zeit. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten änderte sich sein Leben schlagartig. Als Halbjude musste er das Direktorenamt an der Kölner Musikhochschule räumen und ging in die innere Emigration. Die grauenvollen Erfahrungen als Soldat im Ersten Weltkrieg hatten den Komponisten bewogen, zum Katholizismus überzutreten.

Zwischen 1934 und 1937 komponierte Walter Braunfels das Mysterienspiel "Verkündigung". Dieses Weihnachtswunder eines wiedererweckten Kindes und die Gnade des Verzeihens nach Paul Claudel in der deutschen Übertragung von Jakob Hegner ist Ausdruck seines starken Glaubens und seiner zutiefst pazifistischen Gesinnung.


Prinzregententheater München
Aufzeichnung vom 18.12.11

Walter Braunfels
"Die Verkündigung”
Mysterienspiel in vier Akten op. 50
Text: Paul Claudel / Jakob Hegner

Andreas Gradherz - Robert Holl, Bass,
Die Mutter - Hanna Schwarz, Mezzosopran
Violaine - Juliane Banse, Sopran
Mara - Janina Baechle, Sopran
Jakobäus - Adrian Eröd, Bariton
Peter von Ulm - Mathias Klink, Tenor
Gehilfe Peters - Mauro Peter, Tenor
Eine Engelsstimme - Vanessa Goikoetxea, Sopran
Erster Arbeiter - Johannes Stermann, Bass
Schulze von Rothenstein - Wolfgang Klose, Sprechstimme
Erstes Weib - Jutta Bethsold, Sprechstimme
Zweites Weib - Sonja Philippin, Sprechstimme
Zweiter Arbeiter - Timo Janzen, Sprechstimme
Dritter Arbeiter- Matthias Ettmayr, Sprechstimme
Bayerischer Rundfunchor München
Münchner Rundfunkorchester
Leitung: Ulf Schirmer

nach dem 2. Akt ca. 21:05 Uhr