"Wüstenblume"

23.09.2009
Als sie verheiratet werden soll, flieht die 12-jährige Nomadin Waris Diries durch die Wüste, landet als Putzfrau in London - und wird schließlich Topmodel. Bis sie mit allem bricht und ihr schmerzliches Geheimnis offenbart: die Beschneidung. Sherry Hormann hat die wahre Geschichte verfilmt.
BRD, Österreich, Frankreich 2009, Regie: Sherry Hormann, Darsteller: Liya Kebede, Sally Hawkins, Timothy Spall, Craig Parkinson, Meera Syal, Anthony Mackie, 120 Minuten, ohne Altersbeschränkung

Waris Diries Geschichte kennt die ganze Welt, zumindest aber die elf Millionen Leser (drei Millionen davon allein in Deutschland), die ihre Autobiografie verschlungen haben. 1965 in der somalischen Wüste als Nomadin geboren, soll die 12-Jährige mit einem alten Mann verheiratet werden. Nach ihrer legendären Flucht allein durch die Wüste wird sie von Verwandten in der Stadt nach London als Hausmädchen vermittelt, lebt dort wie eine Sklavin und wird, als sie endlich als Putzfrau eigenes Geld verdient, in einem Fastfood-Imbiss von einem Starfotografen entdeckt.

Fast aus dem Stand gelingt ihr der Aufstieg zum Topmodel, als schöne schwarze Gazelle wird sie weltweit vermarktet. Für einen gültigen Pass geht sie sogar eine demütigende Scheinehe ein, bis sie mit allem bricht und ihr Trauma mit anklagenden Worten öffentlich macht. Waris ist physisch und psychisch Opfer der auch heute noch tausendfach jährlich praktizierten Beschneidungen afrikanischer Mädchen. Seit ihrer großen Rede vor der UNO ist Waris Dirie Botschafterin für ein internationales Verbot dieses grausamen Rituals, das sie selbst erlitt, zwei ihrer Schwestern starben daran.

Die Filmbiografie erzählt die Stationen ihres Lebens, wobei Sherry Hormann vor der schwierigen Aufgabe stand, den Bogen glaubwürdig zu spannen von den kargen, erbarmungslosen Bildern aus der Wüste über die Glamourwelt der Mode bis ins Innere dieser Frau, deren Autorenkommentar aus der Romanbiografie dabei nur sparsam eingesetzt wird.

Waris Dirie wird gespielt von der in Äthiopien geborenen Modelkollegin, Schauspielerin und UN-Botschafterin Liya Kebede. Sie erscheint in diesem Mosaik von Lebensstationen einfach schön und stark, die sensible Auslotung eines persönlichen Dramas, das aus eigenem Entschluss vor den Augen der Weltöffentlichkeit ausgebreitet wird, bewältigt sie nicht.

Unglaubwürdig erscheint auch die Liebesgeschichte, hier wird allzu deutlich, dass der Film einfach so viele Zuschauer wie möglich vereinnahmen will für sein großes Anliegen, das aller Anstrengungen wert ist. So sehen wir ein Märchen, das die Realität sicher nur sehr ungefähr wiedergibt. Für anspruchsvolle Zuschauer ist das zu wenig.

Filmhomepage: "Wüstenblume"