Würzburg

IS beansprucht Axt-Angriff für sich

Polizisten stehen auf einem Weg bei Würzburg (Bayern) neben ihren Fahrzeugen.
Das Landeskriminalamt hat die Ermittlungen nach der Axt-Attacke übernommen. © pa/dpa/Hildenbrand
19.07.2016
In Bayern hat ein Jugendlicher in einem Regionalzug Fahrgäste mit Axt und Messer angegriffen. Vier Menschen wurden schwer verletzt, sie stammen aus Hongkong. Bei dem Angreifer handelte es sich um einen 17-jährigen Afghanen. In seinem Zimmer wurde eine handgemalte IS-Flagge gefunden, die Terrormiliz reklamiert die Tat nun für sich.
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamiert laut der ihr nahestehenden Nachrichtenagentur Amak die Axt-Attacke für sich. Zuvor hatte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) im "ZDF-Morgenmagazin" mitgeteilt, dass im Zimmer des Flüchtlings eine handgemalte IS-Flagge gefunden worden sei. In der Nacht hatte Herrmann mitgeteilt, dass der 17-Jährige laut einer Zeugenaussage kurz vor seiner Erschießung durch die Polizei einen "islamischen Ausruf" gemacht haben soll.
Der 17-Jährige sei als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen. Der Asylbewerber lebte in einer Einrichtung in Ochsenfurt, zuletzt habe er bei einer Pflegefamilie gewohnt. In einem Zug auf der Strecke zwischen seinem Wohnort und Würzburg ging der junge Mann am Abend mit einer Axt und einem Messer auf Reisende los. Nach Polizeiangaben wurden vier Menschen schwer verletzt, ein weiterer leicht. 14 Menschen erlitten einen Schock. Zunächst war von drei Schwerverletzen die Rede gewesen.
Verletzte stammen aus Hongkong
Vier der Verletzten stammen aus Hongkong. Das bestätigte Regierungschef Leung Chun-Ying. Er verurteilte den Angriff und sprach den Opfern und ihren Angehörigen sein Mitgefühl aus. Repräsentanten der Hongkonger Wirtschaftsvertretung in Berlin besuchten die Opfer im Krankenhaus in Würzburg. Es handle sich nach einem Bericht der "South China Morning Post", die sich auf Hongkonger Behörden beruft, um eine Familie - Vater, Mutter, Tochter sowie deren Freund.
Der Vater und der Freund hätten versucht, die anderen Mitglieder in der Gruppe vor dem Angreifer zu schützen. Ein fünfter Mitreisender, der 17-jährige Sohn, sei unverletzt geblieben, so die Zeitung. Ob es Touristen waren oder warum sie in Bayern reisten, war noch unklar.
Innenminister Herrmann: 17-Jähriger mit Waffen auf Polizisten losgegangen
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) berichtete, der Zug sei in Heidingsfeld bei Würzburg gestoppt worden, der Täter sei aus dem Zug geflohen. Ein Sondereinsatzkommando der Polizei, das sich in der Nähe befunden habe, sei gerufen worden und habe die Verfolgung aufgenommen. Als der 17-Jährige mit den Waffen auf die Einsatzkräfte losgegangen sei, hätten diese das Feuer eröffnet und ihn erschossen.
Noch in der Nacht entbrannte eine Diskussion in den sozialen Netzwerken, unter anderem angestoßen von der Grünen-Politikerin Renate Künast auf Twitter, wieso der Angreifer erschossen werden musste. Die Polizei Oberbayern kritisierte diese Frage zu solch einem frühen Zeitpunkt.
Motiv noch unklar
Der bayerische Innenminister erklärte, das Motiv der Tat sei noch unklar. Die Polizei arbeite unter Hochdruck an der Aufklärung. Auf die Frage, ob es einen islamistischen Hintergrund geben könnte, sagte Herrmann, dies müsse geprüft werden. Er wolle nicht spekulieren, betonte der CSU-Politiker in einer Sendung im Bayerischen Rundfunk.
Auf die Frage nach weitere Gefahren antwortete Herrmann: "Wir sind jetzt mit massiven Polizeikräften vor Ort." Er gehe davon aus, dass die Gefahr vorbei sei. Die Menschen in Bayern könnten Dienstagfrüh sicher Züge besteigen.
Landkreistag warnt vor voreiligen Schlüssen
Der Deutsche Landkreistag hat vor voreiligen Schlüssen gewarnt. "Dass es sich um einen 17-jährigen unbegleiteten minderjährigen Flüchtling aus Afghanistan handelt, sollte für uns keinen Anlass für Spekulationen liefern", teilte Hauptgeschäftsführer Hans-Günter Henneke mit. Einen terroristischen Hintergrund könne man zwar nicht ausschließen, solle ihn aber ohne weitere Aufklärung auch nicht herbeireden. Die Jugendämter der Landkreise sind für die Unterbringung und Versorgung minderjähriger Flüchtlinge zuständig, die ohne ihre Eltern nach Deutschland kommen.
(jasi/hg/vic/fwa)