"Wonder Woman"

Mit dem goldenen Lasso in den Krieg

Der letzte "Wonder Woman"-Film hat an den Kinokassen die Erwartungen übertroffen. Am Eröffnungswochenende wurden in Nordamerika 103,1 Millionen Dollar eingespielt. Die Hauptrolle in dem Film von Patty Jenkins spielt Gal Gadot.
Die Amazonenprinzessin Diana Prince, gespielt von Gal Gadot, lockte mit "Wonder Woman" in den USA bereits ein Millionenpublikum in die Kinos © Imago | Zuma Press
Stefan Mesch im Gespräch mit Joachim Scholl  · 15.06.2017
Mit "Wonder Woman" kommt die Frauenpower nun als Hollywood Blockbuster in die deutschen Kinos. Kulturjournalist Stefan Mesch erinnert an die literarische Vorlage für die Filmheldin in den Comics - denen er nach dem Kinobesuch noch mehr Leser wünscht.
Die vom Psychologen und College-Professor Moulton Marston erschaffene Heldin "Wonder Woman" tauchte literarisch schon 1941 auf, sagte LIteraturkritiker Stefan Mesch im Deutschlandfunk Kultur. Marston habe Frauen für die besseren Menschen gehalten, deshalb habe er schon 8 bis 12-jährige Leser davon überzeugen wollen, wie schön es wäre in einer feministischen Utopie zu leben. "Er hat eine Vorliebe für Bondage, also für solche Fesselspiele", sagte Mesch.
Deshalb sei die Lektüre dieser ersten Comics so skurril, da sich die ganze Zeit Amazonen in liebevoller Unterwerfung gegenseitig fesselten und sagten, dass sie so zu besseren Menschen würden. "Ich glaube, in keinem anderen Medium wäre er damit durchgekommen." Aber so lasse sich erklären, warum Wonder Woman ein goldenes Lasso habe, mit dem sie ihre Gegner fessele. "Und es erklärt auch, warum man die Wahrheit sagt, wenn man gefesselt ist, weil der Mann hat auch den Lügendetektor erfunden, der nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert", sagte Mesch.

Heldin für ein Massenpublikum

Nachdem 1984 der Film "Super Girl" im Kino gefloppt sei, hätten alle Hollywood-Studios ihre Finger von den Frauen gelassen. "Es gab dann nochmal 2004 und 2005 so zwei halbherzige Versuche mit Anti-Heldinnen 'Cat Woman' und 'Elektra'." Im Moment sehe es so aus, als ob die Comic-Verfilmung "Wonder Woman" ein sehr erfolgreicher Kinofilm werde. Die Kritiken seien sehr gut. "Dann brechen die Dämme, dann ist endlich klar, auch Männer wollen starke Frauen sehen, auch Frauen haben Lust auf Superhelden-Filme, auch Heldinnen können ein Massenpublikum begeistern."
Die Comicfigur könnte vom Kinofilm zusätzlich profitieren. "Die Comic-Figur lebt ganz gut", sagte Mesch. "Aber Comics werden so ungefähr 60.000 Mal verkauft." Deshalb wünsche er sich, dass die Millionen Kinobesucher zu den Comics greifen.

Comic-Tipps unseres Literaturkritikers

Der Comic-Experte Mesch empfiehlt 20 aktuelle Comic-Titel für ein erwachsenes Publikum, die sich für eine Lektüre 2017 besonders empfehlen: Schrullig, experimentell und drastisch. Literaturkritiker Stefan Mesch empfiehlt Mangas, Superhelden und amerikanische Heftreihen. Seine Vorliebe gilt komplexen Fortsetzungsgeschichten, die mit Elementen von Horror, Krimi, Science-Fiction oder Fantasy spielen.
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