Wohnungsnot

Ist ein Wohnflächenlimit die Lösung?

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Illustration: Futuristische Fantasie-Hochhausgebäude.
Wie wollen wir in Zukunft wohnen? 35 Quadratmeter pro Kopf sollten ausreichen, sagt der Architekt Florian Fischer-Almannai. © imago / Ikon Images / Matt Lyon
Florian Fischer-Almannai im Gespräch mit Marietta Schwarz · 14.01.2023
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Die Wohnungsnot, gerade in Städten, wird in Deutschland immer größer. Es fehlt vor allem an bezahlbarem Wohnraum. Nutzbare Wohnfläche sei eigentlich da, sagt der Architekt Florian Fischer-Almannai, man müsse sie nur wieder effizienter nutzen.
Gerade in Ballungsräumen fehlen Wohnungen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Einer sei, dass seit 1950 sukzessive immer mehr Wohnraum pro Kopf verbraucht werde, sagt Florian Fischer-Almannai, Professor für Wohnbau in Aachen. Die vorhandene Wohnfläche sei in den vergangenen Jahrzehnten weniger gewachsen als der Verbrauch, der aktuell im Schnitt bei rund 47 Quadratmeter pro Kopf liegt.
Aber auch die soziale Verteilung von Wohnraum spiele eine Rolle, hier gebe es eine Schieflage, meint er. „Die sehr gut situierten Menschen haben diese Krise nicht“, sagt Florian Fischer-Almannai, denn gerade in den Ballungsräumen wird der Wohnraum immer teurer.

Neubau ist keine Lösung

Dem Problem könne man nicht nur mit „Bauen, was geht“ begegnen, sagt Fischer-Almannai, denn man habe auch noch das Problem der Klimakrise. „Und die Klimakrise lässt ja eigentlich nur einen Schluss zu: nichts mehr neu zu bauen.“ Man müsse also den Wohnraum, der da ist, gut und solidarisch nutzen.
Er fordert eine Offensive des Umbaus und des besseren Nutzens von vorhandenem Wohnraum. „Die Wohnfläche, die wir brauchen, haben wir, aber nicht die entsprechenden Wohnungen. Das ist das Thema, das ich als den großen Hebel sehe, der auch umsetzbar ist“, so der Architekt.
Umbau brauche es zum Beispiel, wenn Kinder auszögen und auf großen Wohnraum ein oder zwei Personen übrig blieben, die diesen Raum eigentlich nicht mehr bräuchten. Man könne überschüssige Wohnfläche baulich „abzweigen“, sodass andere sie bewohnen können. „Im Vergleich zum Neubau ist das immer effizienter, was den Ressourcenverbrauch betrifft“, erklärt er.

Zurück zum Niveau der 90er-Jahre

Gleichzeitig sei dies ein „mega Konjunkturprogramm“, denn solche Umbaumaßnahmen funktionierten nur mit staatlichen Förderungen. Natürlich müsse man dann erst mal definieren, wie viel Wohnraum pro Kopf angemessen sei, sagt Fischer-Allmanai. Er sieht ein Wohnflächenlimit von maximal 35 Quadratmetern pro Kopf. „Wenn wir auf diese Zahl zurückgehen würden, wären wir wieder in den 90er-Jahren.“
Diese Idee habe noch einen Vorteil: Alte Menschen blieben nicht alleine in großem Wohnraum zurück, sondern würden wieder in Gemeinschaften leben. „Da bin ich überzeugt, dass die Wirklichkeit ihre Wirkung tut“, sagt Florian Fischer-Almannai.
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