WM-Tagebuch (31)

Wer bitte ist Herr Haimoudi?

Schiedsrichter notiert die Entscheidung über eine Gelbe Karte
Weitreichende Entscheidung - mit seinem Pfiff kann der Schiedsrichter ein Spiel entscheiden © dpa picture alliance
Von Thomas Wheeler · 12.07.2014
Die Fehlentscheidungen der Unparteiischen haben bei dieser Weltmeisterschaft für viel Diskussionsstoff gesorgt. Djamel Hamoudi war im kleinen Finale der schwächste Mann auf dem Platz. Zweimal lag er daneben und begünstigte so die 2:0 Führung der Niederländer gegen die Gastgeber nach 17 Minuten. Von diesem Schock in der Anfangsphase erholten sich die Brasilianer nicht mehr und verloren nach einer erneut schwachen Vorstellung mit 0:3.
Womöglich wollte sich der Fußball-Gott ja nur für seinen Aussetzer aus dem Eröffnungsspiel revanchieren, als er der Selecao nach einer Schwalbe von Fred einen Elfmeter gegen Kroatien gewährte. Damals gewannen die Südamerikaner durch dieses Geschenk noch. Diesmal gerieten sie noch früher auf die Verliererstraße, als beim Halbfinaldebakel gegen Deutschland. Aber es war schon eine Frechheit, was sich der Herr mit der Pfeife im Mund da leistete.
Nach zwei Minuten war Arjen Robben auf und davon und konnte von Thiago Silva erst im aller letzten Moment vor dem Strafraum gestoppt werden. Aber statt Silva Rot für eine Notbremse und Freistoß für die Niederländer zu geben, verlegte Schiedsrichter Djamel Hamoudi das Geschehen in den Strafraum, entschied auf Elfmeter für die Oranjes und ließ den brasilianischen Kapitän mit Gelb davon kommen. Eine glatte Fehlentscheidung. Aber wollen Sie bei einer WM solche verantwortungsvollen Dinge entscheiden? Robin van Persie jedenfalls war es egal, und er erzielte sein viertes Tor bei diesem Turnier.
Drauflosrennen ohne Plan
Eine Viertelstunde später stand Jonathan de Guzman bei seiner Flanke knapp im Abseits, das Spiel lief jedoch weiter, der Ball flog hinein, wurde von David Luiz amateurhaft aus dem Strafraum geköpft, direkt zum freistehenden Daley Blind, der mit einem Kunstschuss für das zweite niederländische Tor sorgte. Der Rekord-Weltmeister seinerseits nahm danach zwar das Spiel in die Hand, hatte aber wie schon gegen die DFB-Elf bis auf ein 'Drauflosrennen keinen Plan und war nur bei Freistößen halbwegs gefährlich. Das wurde auch in der zweiten Hälfte nicht besser. Im Gegenteil, die Brasilianer rannten sich bei ihren Angriffsversuchen fast gegenseitig über den Haufen, während unsere Nachbarn in der Nachspielzeit noch einen d'raufsetzten und durch Georginio Wijnaldum den 3:0-Endstand besorgten. Eine weitere Demütigung für die Männer in den kanariengelben Trikots.
Am Sonntag nun geht's um den Stern
Aber Sonntag nun ist der große Tag: Nur noch einen Sieg braucht die deutsche Mannschaft für den vierten Stern. Wie alle DFB-Kicker kann auch Bastian Schweinsteiger den Anstoß zum 20. WM-Finale kaum mehr erwarten. Er habe ein gutes Gefühl, dass das Team das, was es könne, auch im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro zeigen werde. Brasiliens Fußball-Ikone Pele sieht die Elf von Joachim Löw als klaren Favoriten. Von Anfang habe er gesagt, Deutschland sei seine Nummer Eins.
Und die Argentinier? Sie haben aller größten Respekt und stapeln tief. Noch-Nationaltrainer Alejandro Sabella, der nach dem Endspiel höchstwahrscheinlich aufhören wird, erklärte, die Albiceleste müsse ein perfektes Spiel abliefern, um zum dritten Mal Weltmeister zu werden. Argentiniens Fußball-Legende Maradona hat für diesen Fall angekündigt, das er dann für Lionel Messi den roten Teppich ausrollen werde. Messi könnte den Unterschied ausmachen, es wäre sein größter Triumpf nach den Wahlen zum Weltfußballer, den Champions League Siegen mit dem FC Barcelona und Olympia-Gold 2008.
Der Einsatz von Messis Partner im Angriff, Angel di Maria, ist allerdings weiter offen. Nach dessen Oberschenkelverletzung wollen die Argentinier kurzfristig entscheiden, ob er spielen kann oder nicht.
Thomas Wheeler ist Sportredakteur im Deutschlandradio Kultur und u.a. verantwortlich für das sonntägliche Sportmagazin "Nachspiel". Während der FIFA-WM schreibt er uns täglich seine Eindrücke vom Spieltag auf - oder seine Gedanken zu den spielfreien Tagen.
Sportredakteur Thomas Wheeler
Thomas Wheeler© Deutschlandradio - Bettina Straub