WM-Tagebuch (21)

Was mach ich nur bis Freitag?

Von Thomas Wheeler · 03.07.2014
Ist schon ungewöhnlich: zwei ganze Tage ohne Fußball. Wobei ich den einen wie Millionen andere Fans ja glücklicherweise schon überstanden habe. Ging entgegen meiner Befürchtungen sogar erstaunlich gut.
Ich habe doch tatsächlich meine anderen Interessen in den letzten knapp drei Wochen noch nicht verlernt. Ich kann mich auch noch über andere Themen unterhalten, zum Beispiel über den Trainingsbeginn der Fußball-Bundesligisten und über das Wimbledon-Aus von Sabine Lisicki.
Aber wofür soll sich so ein Sport-Fuzzi wie ich auch sonst begeistern? Ich könnte mich ja mal auf der Metaebene mit der Fußball-Weltmeisterschaft beschäftigen. Ach nee, kann ich doch nicht. Das überlasse ich lieber mal den zahlreichen Experten in diesem Land, von denen die meisten höchstwahrscheinlich noch nie in einem Stadion waren, aber jetzt wo WM ist, natürlich wieder ihren Senf dazu geben müssen.
Was war der Fußball noch schön, als es noch nicht diese unendlich zähe, z. T. gähnend langweilige Intellektuellen-Fachsimpelei gab. Und deshalb werden wir jetzt auch wieder sportlich.
Unbeeindruckt von Kritik
Ist der Bundestrainer wirklich so ein Sturkopf? So beratungsresistent, dass er überhaupt nicht über die harschen Worte nachdenkt? Noch jedenfalls will Joachim Löw an seiner Aufstellung auch im Viertelfinale gegen Frankreich festhalten. Das heißt, auch Kapitän Philipp Lahm soll weiter im Mittelfeld und nicht wie gewohnt als Verteidiger spielen.
Torwart-Trainer Andreas Köpke will eine Rückkehr Lahms auf seine angestammte Position allerdings nicht ausschließen. Gibt es da etwa Meinungsverschiedenheiten im Trainerstab?
Und was hat es eigentlich mit dem Ausraster von Per Mertesacker nach dem Algerien-Spiel wirklich auf sich? Konterte der "Merte" im ZDF-Interview womöglich deshalb so bissig, weil er die Mannschaft wachrütteln bzw. auf Missstände im Team aufmerksam machen wollte? Auszuschließen ist es nicht, setzt Löw doch momentan viele Spieler auf Positionen ein, die sie in ihren Vereinen kaum oder noch nie ausgefüllt haben.
Franzosen geraten ins Schwärmen
Taktik oder Ernst gemeint? Sicherlich von beidem etwas. Der französische Innenverteidiger Mamadou Sakho lobt die DFB-Elf in höchsten Tönen: eine wunderbare Mannschaft, ein Team, das sehr gut mit dem Ball umgehen könne. Und Mittelfeldmann Blaise Matuidi fügt hinzu: Deutschland sei in allen Bereichen sehr stark. Beide betonten aber auch, dass die Équipe Tricolore nach dem bisherigen Turnierverlauf großes Selbstvertrauen habe und stark genug sei, um zu gewinnen.
Thomas Wheeler ist Sportredakteur im Deutschlandradio Kultur und u.a. verantwortlich für das sonntägliche Sportmagazin "Nachspiel". Während der FIFA-WM schreibt er uns täglich seine Eindrücke vom Spieltag auf - oder seine Gedanken zu den spielfreien Tagen.
Sportredakteur Thomas Wheeler
Thomas Wheeler© Deutschlandradio - Bettina Straub