"Wir waren damals konkurrenzlos"

16.01.2006
Als eine direkte Reaktion auf den Mauerbau beschloss die amerikanische Leitung des RIAS, ein Morgenmagazin zu senden. Dieses sollte den Ostberlinern als Ersatz für die Morgenzeitung dienen, die sie bis zum Mauerbau in Westberlin verbilligt erstehen konnten.
Diese Sendung sollte alles bieten, "was eine Morgenzeitung enthält: von Vermischtem, über Nachrichten, Wirtschaft und Kultur", sagte der Journalist Joachim Jauer im Deutschlandradio Kultur. Er war von 1961-67 im RIAS, u.a. als Moderator des Morgenmagazins. Später leitete er beim ZDF die Redaktion der Sendung "Kennzeichen D".

Das Morgenmagazin im RIAS war zu der Zeit etwas völlig neues. Dass live gesendet wurde, schien einigen Kollegen im RIAS suspekt, so Jauer:

"Wir wurden belächelt. Die eigentlich seriösen Herren saßen am Abend vor dem Mikrofon und sprachen den soliden und gern gehörten RIAS-Abendkommentar. Aber was wir da morgens zusammenturnten über die Wellen, das wurde eigentlich belächelt. Wir waren konkurrenzlos (…), morgens waren wir konkurrenzlos: Kollegen von anderen Sendern, beispielsweise vom SFB, machten morgens noch eine Stunde Blasmusik, während wir schon fröhlich quatschten und damit Berliner Schnauze auf unsere Seite zogen."

Während des Vietnam-Krieges hatte Jauer erste Konflikte mit einer Vorgabe der amerikanischen Leitung: Morgens um sieben musste der offizielle Bericht der "Voice of America" gesendet werden. Jauer schloss daran immer Berichte von Agence France Press oder DPA, die ein ganz anderes Bild vom Krieg lieferten. Das ist einigen deutschen Kollegen unangenehm aufgestoßen, so Jauer.

Sie können das vollständige Gespräch mit Joachim Jauer für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
Mehr zum Thema