"Wir stehen vor einer großen Chance"

06.07.2009
Der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, sieht in den Gesprächen zwischen US-Präsident Obama und dem russischen Staatschef Medwedew eine große Chance für die atomare Abrüstung.
Ischinger sagte, für die beiden Politiker sei vermutlich die Verständigung über ein Nachfolgeabkommen des Start-I-Vertrags eher leicht. Von Obama und Medwedew werde aber erwartet, dass sie darüber hinaus größere Ambitionen erkennen ließen und auf weitere Abrüstungsschritte drängten. Damit könnten dann die strategischen Nuklearwaffen weiter deutlich verringert werden. Das wiederum wäre ein entscheidender Schritt hin zu multilateralen Abrüstungsverhandlungen aller Atommächte.
"Der Felsblock, der hier noch im Weg liegt, ist allerdings auch klar erkennbar", sagte Ischinger - dies seien die US-Pläne für ein Raketenschild in Osteuropa. "Das ist der entscheidende Punkt, der ( ... ) aus dem Weg geräumt werden sollte." Mit "hinreichendem Gestaltungswillen auf beiden Seiten" müsse es aber eine Lösung geben. Obama werde es leichter fallen als seinem Vorgänger Bush, nach einem gangbaren Kompromiss zu suchen.

Ischinger betonte, Russland wolle sicher sein, dass dem Land wieder Respekt als Großmacht entgegen gebracht werde. In den letzten Jahren habe es den Eindruck in Moskau gegeben, dass Washington nicht bereit gewesen sei, auf Augenhöhe zu sprechen. "Hier geht es um Grundfragen des Vertrauens und des gegenseitigen Respekts", so Ischinger. "Hier geht es um die Frage, ob Obama und Medwedew einen Weg finden, sich gegenseitig zu vertrauen. Nicht als Personen zu vertrauen, sondern als Vertreter zweier großer Mächte, die miteinander einen konstruktiven Umgang brauchen."

Sie können das vollständige Gespräch mit Wolfgang Ischinger mindestens bis zum 6.12.2009 in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören. MP3-Audio