"Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" wird TV-Serie

"Die Serie wird eine gewisse Radikalität haben"

Drehbuch-Autorin Annette Hess
Gilt als Spezialistin für zeitgeschichtliche Stoffe: Drehbuch-Autorin Annette Hess ("Weissensee", "Ku'damm 56") © Lucas Wahl - Photographer
Annette Hess im Gespräch mit Britta Bürger · 31.07.2017
Die Geschichte der drogenabhängigen Kinderprostituierten Christiane F. soll noch einmal verfilmt werden, diesmal als TV-Serie. Die preisgekrönte Drehbuchautorin Annette Hess erklärt, warum sich ihr Werk aber nicht fürs Hauptabendprogramm eignen wird.
Als Drehbuchautorin Annette Hess 13 war, las sie das Buch "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" und war so fasziniert, dass sie "unbedingt" drogenabhängig werden wollte - und gleichzeitig dachte: "Nee, ich glaube, das ist doch keine gute Idee". Aber die Geschichte der heroinsüchtigen Kinderprostituierten Christiane F. aus dem Westberlin der 1970er-Jahre hat Hess bis heute nicht losgelassen. Deshab wird die preisgekrönte Drehbuchautorin ("Weissensee", "Ku'damm 56") "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" noch einmal als TV-Serie erzählen.

Selbstoptimierung ist auch eine Sucht

"Es ist eine Geschichte, die weiterhin alle bewegt", sagte Annette Hess im Deutschlandfunk Kultur. Hinter "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" stehe auch eine universelle Geschichte. "Von jungen Menschen, die versuchen, sich in einer Gesellschaft zurechtzufinden, die mit ihnen nichts anfangen kann. Und dann geht man eben in Extreme", so Hess. "Und das wiederum hat ja auch viel mit unserer heutigen Zeit zu tun. Heute werden sie alle vegan und trinken Mineralwasser und büffeln wie die Bekloppten für ihren Master. Also, heute diese Form der Selbstoptimierung von jungen Leuten, die ja auch schon im Kindergarten mit Japanisch-Lernen losgeht, kann man ja auch als Sucht bezeichnen, also, normal ist das ja auch nicht."
Filmausschnitt aus "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo"
Ausschnitt aus "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" in der Verfilmung von Uli Edel aus dem Jahr 1981© imago / TBM UnitedArchives
Für eine TV-Serie eigne sich die Geschichte auch deshalb, weil sich in einem Serienformat die Vorgeschichte besser erzählen lasse: zum Beispiel die Schilderung ihrer Kindheit in Gropiusstadt. "Dieses Zerstören des natürlichen Lebensraums, das Reglementieren des Lebensraums von den Kindern", so Hess. "Dann natürlich die Zustände in der Familie, also die Gewalt, die da geherrscht hat." Beide Aspekte hätten im Film "Christiane F." von Uli Edel aus dem Jahr 1981 so gut wie keine Rolle gespielt, was sie damals "wahnsinnig enttäuscht" habe, erklärte Hess.

Nichts fürs Familienprogramm der ARD

Welcher Sender "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" letztlich zeigen werde, sei noch offen, so Hess. "Diese Serie wird natürlich eine gewisse Radikalität haben. Also das sehe ich nicht unbedingt im Hauptabendprogramm der ARD um 20.15 Uhr oder wenn, dann in einer vielleicht zensierten Version - also, da muss man ja wirklich auch so FSK-Vorgaben beachten." Eine Produktionsfirma gibt es aber bereits: Constantin Television mit Oliver Berben als Prouduzent. Im Gespräch ist offenbar auch eine Beteiligung von Netflix.
(uko)
Mehr zum Thema