Wiederaufführung nach über 200 Jahren

22.09.2012
Die Königin heißt Elionor, sie ist die Frau Heinrichs II. und wehrt sich vehement gegen dessen Verhältnis mit der Titelfigur, der schönen Rosamunde. In Abwesenheit ihres Gatten will Elionor ihre Nebenbuhlerin beseitigen. Eifersucht und Rache treibt die Furie bei der Schwetzinger Inszenierung von Daniel Herzog sogar bis in den Zuschauerraum, wo sie beängstigend das Publikum umkreist.
Als Zeichen ihres entschiedenen Aufbegehrens gegen die Eskapaden ihres Gatten zerfetzt die Königin nicht nur sein Bildnis, sondern auch das Gesetzbuch, das ihm alle Freiheiten zugesteht. Rosamunde, die ehrliche Gefühle für Heinrich II. zeigt, ist das Opfer. Sie stirbt in dem Stück nicht nur einen Tod. Nach dem herzergreifend gestalteten Giftmord gibt es eine unerwartete Wendung. Als Heinrich II. siegreich heimkehrt, folgen dem Jubel nur kurze Trauerklänge. Das Gift war nur ein starkes Betäubungsmittel. Vor Glück verstößt Heinrich II. seine Gattin und macht die Geliebte gegen ihren Willen zur Königin. Mit einer Mätresse als Siegerin über eine legitime Königin konnte das Stück nicht enden. So wurde eine praktikable Lösung gefunden, moralisch und vor allem tragisch. Die rasende Königin tritt noch einmal auf und ersticht Rosamunde.

Das Libretto über die verklärte Liebesgeschichte aus dem 12. Jahrhundert hat Christoph Martin Wieland auf der Grundlage einer älteren englischen Fassung geschrieben. Anton Schweitzer hatte Wieland während seiner Zeit als Musikdirektor am Weimarer Hoftheater kennengelernt. Und mit ihrer "Alceste", der ersten tragischen deutschen Oper, hatten sie bereits 1773 großen Erfolg gehabt in ihrem Bemühen, mit der großen hochkomplizierten Opera Seria durch eine neue Einfachheit in Form des Singspiels zu konkurrieren. Mit "Rosamunde" wollten Texter und Komponist hier anknüpfen. Durch widere Umstände musste die für 1777 geplante Uraufführung am Mannheimer Nationaltheater um drei Jahre verschoben werden. Das Stück wie das ganze vereinfachte Musiktheaterkonzept konnte sich gegen die übergroße Konkurrenz heute bekannter großer Namen nicht behaupten.

Mit der Neuproduktion von "Rosamunde" nach mehr als 200 Jahren sind die Schwetzinger Festspiele einmal mehr einen wichtigen Schritt bei der Wiederentdeckung vergessener Komponisten gegangen.


Schwetzinger Festspiele
Rokokotheater Schwetzingen
Aufzeichnung vom 20.05.2012

Anton Schweitzer
"Rosamunde”
Singspiel in vier Akten
Libretto: Christoph Martin Wieland

Rosamunde – Eleonore Marguerre, Sopran
Elinor von Aquitanien – Sarah Wegener, Sopran
Heinrich II. von England – Christoph Genz, Tenor
Belmont – Morgan Moody, Bass
Der Ritter vom Turm – Johann-Werner Prein, Bass
Emma – Julia Amos, Sopran
Lucia – Anke Briegel, Sorpan
Philharmonischer Chor Klausenburg (Cluj)
Radio Sinfonieorchester Stuttgart des SWR
Leitung: Jan Willem de Vriend

nach dem ersten Teil ca. 20:20 Uhr
Pause mit Nachrichten