Wie unsere Fantasie tatsächlich funktioniert

Von Johannes Kaiser · 23.10.2012
Der Wunsch, Geschichten zu erzählen, und die Gewalt der Kolonialisierung prägten den großen Schriftsteller aus Kenia. Der heute 73-jährige Ngugi wa Thiong'o, die Stimme Kenias, hat den größten Teil seines Lebens im Exil verbracht. Im Befreiungskampf aufgewachsen, zum scharfen Kritiker der postkolonialen Machtverhältnisse herangereift, verhaftet, eingesperrt, ins Ausland geflohen – ein typisches Schicksal afrikanischer Autoren.
All diese Erfahrungen verdichten sich jetzt in Ngugis fast tausendseitigem grandiosen Alterswerk. "Der Herr der Krähen" ist eine satirische Allegorie neokolonialer Diktaturen. Sind seine vorherigen Romane realistische Beschreibungen der kenianischen Wirklichkeit, so beschwört er hier die Magie der Vernunft und die Macht der Phantasie im Geiste der Brüder Grimm. Zu entdecken ist ein faszinierender Erzähler in der oralen Tradition Afrikas.

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