Wie unser Geld wirklich entsteht

Money from nothing

43:19 Minuten
Der größte Teil unseres Geldes wird nicht von der Zentralbank geschaffen, sondern von den Banken
Eine neue Geldordnung wird gefordert © dpa / picture alliance / abaca / Stephane Lemouton
Von Vivien Leue · 25.09.2018
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Der größte Teil unseres Geldes wird nicht von der Zentralbank geschaffen, sondern von den Banken. Und zwar einfach so, aus dem Nichts. Die Tatsache ist weitgehend unbekannt. Aber sie gefährdet zunehmend die Stabilität unseres Finanzsystems. Kritiker fordern eine neue Geldordnung.
Banken verleihen Geld, das sie sich vorher selbst geliehen haben. Von Sparern oder von der Zentralbank. Soweit das Lehrbuchwissen und soweit so falsch. Denn Banken können Kreditnehmern Geld einfach so gutschreiben, ohne vorher Geld von Dritten einzusammeln. Anders als viele glauben, hat die Zentralbank deshalb kaum Möglichkeiten, die Geldmenge wirklich zu steuern.
Das ist ein Problem, meint unter anderem Thomas Mayer, ehemaliger Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Diese Geldschöpfung durch die Banken destabilisiere immer wieder unser Finanzsystem. Selbst renommierte Volkswirtschaftsprofessoren wie Peter Bofinger haben das Problem lange nicht gesehen. Bofinger hat inzwischen sein Lehrbuch entsprechend korrigiert.
Mayer plädiert wie viele andere Kritiker für eine neue Geldordnung, zum Beispiel für ein Vollgeld-System, in dem es frisches Geld nur noch von der Zentralbank gibt. In der Schweiz haben die Bürger ein solches System allerdings im Juni abgelehnt, nachdem Banken, Vertreter der Wirtschaft und selbst die Zentralbank massiv davor gewarnt hatten.
Info-Stand der Schweizer Vollgeld-Initiative am Bärenplatz in St. Gallen. Reinhold Harringer (links) hält einen Stapel Broschüren in der Hand. Aufnahme vom 02.06.2018
Reinhold Harringer, Sprecher der Schweizer Vollgeldinitiative in St. Gallen. Ihr Ziel, nur noch die Zentralbank sollte Geld schaffen dürfen. Im Juni 2018 stimmten die Schweizer dagegen.© Deutschlandradio / Vivien Leue
Produktion: Dlf 2018

Vivien Leue arbeitet seit 2009 als freie Redakteurin und Autorin für das Deutschlandradio. Sie hat in Mainz, Madrid und Berlin Geschichte und Jura studiert und später an der Fernuni Hagen zusätzlich Wirtschaftswissenschaften. Ihr journalistischer Fokus liegt auf Gesellschafts- und Wirtschaftsthemen.