Wie redet man über Literatur?

30.09.2012
Den Vortrag "Wie redet man über Literatur?" hielt Jan Philipp Reemtsma im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Anlass war ein Kolloquium zum Geburtstag von Karl Heinz Bohrer, dem langjährigen "FAZ"-Redakteur, Wissenschaftler und Autor, der in dieser Woche 80 Jahre alt wurde.
Karl Heinz Bohrer war lange Jahre der Herausgeber des "Merkur" und versuchte immer wieder politische, vor allem ästhetische Debatten anzustoßen. Er war Literaturredakteur und Auslandskorrespondent der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Von London aus sah er auf die Bundesrepublik – und attestierte den Deutschen "Provinzialität"; in Paris lebte er – und von dort sind seine Bücher über den Surrealismus oder über Beaudelaire inspiriert. An der Bielefelder Reformuniversität wirkte er mit seinem Beharren auf dem Ästhetischen, auf künstlerischen Fragen und Eigensinn wie ein Antipode seiner Kollegen.

Im Deutschen Literaturarchiv Marbach gab es zum 80.Geburtstag Karl Heinz Bohrers ein Kolloquium – überschrieben mit "Pathos und Ironie". "Wie redet man über Literatur" – so war der Abendvortrag des Hamburger Literaturwissenschaftlers Jan Philipp Reemtsma am 20.9. überschrieben.

Im Anschluss - Gespräch mit Karl Heinz Bohrer:

Kurz vor seinem 80. Geburtstag veröffentlichte der in Köln Geborene "Granatsplitter – Erzählung einer Jugend" am Ende des 2.Weltkrieges. Aus der Sicht des Erzählenden bieten diese Jahre "Momente experimenteller Erwartung, die sich nicht erfüllte", so ein Kritiker der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und die Bohrer als Zeit des Aufbruchs gegen die Überhöhung des Aufbruchs von 1968 in Stellung bringt. Vor allem aber erzähle er von Dingen, die ihn gefesselt haben: "Das Gefährliche, Zersplitterte, das Unfassliche der modernen Welt und ihrer Literatur".

Karl Heinz Bohrer gibt so gut wie keine Radiointerviews, aber wenige Tage nach dem "Granatsplitter" erschienen war, sprach er mit Katrin Heise im Deutschlandradio Kultur. Warum er die Perspektive gewählt habe und aus der Sicht eines allmählich älter werdenden 7-jährigen Jungen erzählt, wollte sie wissen.
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