Wie man Pop in Chormusik verwandelt

Pop ist Trumpf

Vier junge Männer in auffälligen Anzügen stehen nebeneinander, einer zieht an einem Hosenträger eines Ensemblemitgliedes.
Oliver Gies (2. v.l.) ist Mitglied des A-cappella-Pop-Ensembles Maybebop. © Maybebop / Sven Sindt
Gäste: Winnie Brückner und Oliver Gies; Moderation: Haino Rindler · 22.04.2020
Wie macht man Chormusik aus Popsongs? Wie funktionieren gute Arrangements? Und welche Songs eignen sich besonders gut? Welche Rolle spielt die Stimme an sich? Oliver Gies von Maybebop und Winnie Brückner von Niniwe geben Auskunft.
"Das Schöne am Arrangieren für Frauenstimmen", sagt Winnie Brückner vom Vokalensemble Niniwe, "ist die Flexibilität, mit der man die einzelnen Stimmen gestalten kann, denn es gibt keinen Grundton im Bass. Das gibt Spielraum für unkonventionelle Harmonien und Klangexperimente. Im besten Fall verwandelt sich ein bekannter Titel in etwas ganz Neues."
Winnie Brückner lächelt nach oben in die Kamera. Sie trägt eine graue Wollmütze auf der eine lilafarbene Brille steckt.
Winnie Brückner, Sängerin und Komponistin des Vokalensembles Niniwe.© Winnie Brückner / Mali Lazell
Im Grunde eignet sich jeder Popsong für ein Chorarrangement, aber die Herangehensweise und besondere Gestaltung machen den Unterschied. Oliver Gies arrangiert die meisten Titel für sein Ensemble Maybebop. Ein gutes Arrangement zeichnet sich dadurch aus, dass man das Original wiedererkennt. Dafür muss man allerdings vieles anders machen im Chorsatz, denn einfach eine Band imitieren, das funktioniert mit Chorstimmen nicht.

Gefragtes Repertoire

Gerade auch in der Laienchorszene ist Popmusik Trumpf. Viele Chöre sind auf der Suche nach geeigneten Arrangements. Diese herzustellen ist aber nicht leicht, meint Gies. "Es gibt Dinge, die gut funktionieren. Und es gibt Dinge, die funktionieren einfach nicht". Für das Übertragen von Popmusik auf einen Chorsatz braucht es viel Erfahrung im Popmusikgesang und ein feines Ohr für die stimmlichen Bedürfnisse und Grenzen.

Arrangieren beginnt mit Inspiration

Zwischen ausgefuchstem Profi-Arrangement und Laien-kompatiblem Chorsatz gibt es eine große Differenz. Auch das kann zur Herausforderung werden, wenn man für einen Verlag schreibt. Oliver Gies sucht den kleinsten gemeinsamen Nenner und greift auf eine Liste an Dingen zurück, die alle schon mal geklappt haben.
Ansonsten gilt das Motto: Der Feind von "gut gemacht" ist "gut gemeint". Schon bei der Auswahl der zu arrangierenden Popsongs sollte man Banalitäten vermeiden. Sting ist zum Beispiel in dieser Hinsicht eine sichere Bank, denn "wenn die Inspiration stimmt, dann schreibt sich ein Arrangement fast von selbst", sagt Winnie Brückner.
Mehr zum Thema