Widerstand mt Blech
19.02.2013
Er gehörte zu den profiliertesten Musikern seiner Generation. Bis zuletzt haftete ihm das Etikett "DDR-Komponist" an. Der große bärtige Posaunist und Musikschöpfer wurde im vergangenen Dezember 70 Jahre alt, im Januar noch mit einem Geburtstagskonzert geehrt. Nun ist die Sendung dieser Aufnahme ein Gedenkkonzert.
In seiner alten Wirkungsstätte Leipzig widmeten ihm sein Schüler Steffen Schleiermacher, die Kollegen von der ehemaligen "Gruppe Neue Musik Hanns Eisler" und das Gewandhaus ein Geburtstagskonzert. Und damit es an diesem Abend der Reihe "Musica Nova" nicht zu Schenker-lastig wurde, spielte das Ensemble Avantgarde als versöhnenden Kontrast einige Stücke des französischen "Spektralisten" Tristan Murail.
Hauptwerk des Abends war ein neues Stück Friedrich Schenkers, das das ganze Spektrum seines Komponierens quasi im Titel trägt: "Die Ästhetik des Widerstands" nach Peter Weiss. Schenker wollte immer gegen die satte Trägheit des Kulturbetriebs anschreiben. Und gegen die seriellen oder neoromantischen Verkrampfungen seiner Kollegen gleich mit. Eruptiv, erregend, sprunghaft, expressiv und fantasiereich wirkt seine Musik auch heute noch. Schenker war nie fixiert auf irgendeinen Einzelaspekt des Klangs oder der musikalischen Organisation, sondern er hatte bisher immer das Ganze im Blick: Musik als Ausdruck eines Lebensgefühls, einer unbändigen Kreativität.
Die leisen zarten Töne kommen in diesem Programm eher von Tristan Murail, zum Beispiel von seinem Werk für Gitarre-Solo, in dem der Solist sich intensiv mit Flamenco-Spieltechniken beschäftigen muss. Oder in dem farbigen Klavierstück "Cloches d’adieu, et un sourire", in dem sich Murail als Meister der Stimmungen in der Nachfolge von Olivier Messiaen zeigt.
Friedrich Schenker wohnte diesem Porträtkonzert von einer schweren Krankheit gezeichnet noch bei. Am 8. Februar 2013 ist er in Berlin gestorben. Ein Verlust für die gesamte deutsche Kulturszene. Seine unbändige Musik wird uns fehlen.
musica nova
Gewandhaus Leipzig, Mendelssohn-Saal
Aufzeichnung vom 16.01.2013
Friedrich Schenker
"Foglio II" für Englischhorn, Posaune, Kontrabass, Klavier und Schlagzeug
Tristan Murail
"Tellur" für Gitarre solo
Friedrich Schenker
"Felle" für einen Perkussionisten
Klavierstück "Hommage à Arnold Schönberg"
Tristan Murail
"Cloches d’adieu, et un sourire. In memoriam Olivier Messiaen" für Klavier
Friedrich Schenker
"Ästhetik des Widerstands" für Bassklarinette und Ensemble (Auftragswerk des Gewandhauses Leipzig, Uraufführung)
Martin Steuber, Gitarre
Volker Hemken, Bassklarinette
Ensemble Avantgarde
Klavier, Leitung und Moderation: Steffen Schleiermacher
nach Konzertende ca. 21:30 Uhr Nachrichten
anschließend:
Friedrich Schenker
Monolog für Oboe Solo
Sonate für Oboe und Klavier
daraus: 3. Satz "Pollock" very fast
Burkhard Glaetzner, Oboe
Hansjakob Staemmler, Klavier
Hauptwerk des Abends war ein neues Stück Friedrich Schenkers, das das ganze Spektrum seines Komponierens quasi im Titel trägt: "Die Ästhetik des Widerstands" nach Peter Weiss. Schenker wollte immer gegen die satte Trägheit des Kulturbetriebs anschreiben. Und gegen die seriellen oder neoromantischen Verkrampfungen seiner Kollegen gleich mit. Eruptiv, erregend, sprunghaft, expressiv und fantasiereich wirkt seine Musik auch heute noch. Schenker war nie fixiert auf irgendeinen Einzelaspekt des Klangs oder der musikalischen Organisation, sondern er hatte bisher immer das Ganze im Blick: Musik als Ausdruck eines Lebensgefühls, einer unbändigen Kreativität.
Die leisen zarten Töne kommen in diesem Programm eher von Tristan Murail, zum Beispiel von seinem Werk für Gitarre-Solo, in dem der Solist sich intensiv mit Flamenco-Spieltechniken beschäftigen muss. Oder in dem farbigen Klavierstück "Cloches d’adieu, et un sourire", in dem sich Murail als Meister der Stimmungen in der Nachfolge von Olivier Messiaen zeigt.
Friedrich Schenker wohnte diesem Porträtkonzert von einer schweren Krankheit gezeichnet noch bei. Am 8. Februar 2013 ist er in Berlin gestorben. Ein Verlust für die gesamte deutsche Kulturszene. Seine unbändige Musik wird uns fehlen.
musica nova
Gewandhaus Leipzig, Mendelssohn-Saal
Aufzeichnung vom 16.01.2013
Friedrich Schenker
"Foglio II" für Englischhorn, Posaune, Kontrabass, Klavier und Schlagzeug
Tristan Murail
"Tellur" für Gitarre solo
Friedrich Schenker
"Felle" für einen Perkussionisten
Klavierstück "Hommage à Arnold Schönberg"
Tristan Murail
"Cloches d’adieu, et un sourire. In memoriam Olivier Messiaen" für Klavier
Friedrich Schenker
"Ästhetik des Widerstands" für Bassklarinette und Ensemble (Auftragswerk des Gewandhauses Leipzig, Uraufführung)
Martin Steuber, Gitarre
Volker Hemken, Bassklarinette
Ensemble Avantgarde
Klavier, Leitung und Moderation: Steffen Schleiermacher
nach Konzertende ca. 21:30 Uhr Nachrichten
anschließend:
Friedrich Schenker
Monolog für Oboe Solo
Sonate für Oboe und Klavier
daraus: 3. Satz "Pollock" very fast
Burkhard Glaetzner, Oboe
Hansjakob Staemmler, Klavier