Wettbewerbe auf der Großschanze

Skispringerinnen auf dem Höhenflug

Skispringerin Carina Vogt während eines Wettkampfs
Profi-Skispringerin Carina Vogt freut sich, dass sie bald von den Großschanzen springen darf. © imago / Ebner Europa
Von Gerd Michalek · 09.12.2018
In dieser Saison beginnt für Profi-Skispringerinnen ein neues Zeitalter: Nach jahrelangem Kampf dürfen sie, wie ihre männlichen Kollegen, jetzt regelmäßig von den Großschanzen springen. Für die Athletinnen Karina Althaus und Carina Vogt erfüllt sich damit ein Traum.
Carina Vogt: "Es steht 'ne coole Saison bevor. Und ich glaube, es war einfach auch um das Damenskispringen vielleicht noch für die Zuschauer interessanter zu machen. Wirklich wieder ein wichtiger und großer Schritt."
Carina Vogt, Olympiasiegerin von 2014, freut sich genauso über große Weiten wie Katharina Althaus, die Olympia-Zweite von 2018.
Althaus: "Es wurde Zeit, dass wir mehr Großschanzen-Wettkämpfe bekommen. Unsere Entwicklung vom Damenskispringen ist so weit, dass wir gut auf Großschanzen springen können."
Vogt: "Wir haben ja ewig dafür gekämpft, dass es nicht nur ein oder zwei Wettbewerbe auf der Großschanze gibt, sondern wirklich zur Kontinuität wird und jetzt sind wir schon bei zehn angekommen."

Kampf um Anerkennung

Lange mussten die Skispringerinnen um Anerkennung und gegen Widerstände kämpfen: Vor knapp zehn Jahren erst gab es die erste Skisprung-WM für Frauen und vor fünf Jahren die erste Olympia-Konkurrenz. Beides Großveranstaltungen, bei denen die Athletinnen jeweils nur von der Normalschanze sprangen.
Zu sehen sind die Skispringerinnen Katharina Althaus und Carina Vogt, die sich freudestrahlend in die Arme fallen.
Katharina Althaus (l.) und Carina Vogt feiern nach dem Gewinn des 1. Platzes des Skisprungwettbewerbs Normal Hill Mixed Team bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften im schwedischen Falun.© Fredrik von Erichsen/dpa
In dieser Saison beginnt jetzt endgültig ein neues Zeitalter. Nun werden Frauen regelmäßig 130 bis 140 Meter weit springen. Dadurch erhöhe sich die Attraktivität, sagt Bundestrainer Andi Bauer:
"Großschanze ist einfach spektakulärer zu springen. Man hat höhere Geschwindigkeiten, eine längere Flugphase und das macht dadurch auch mehr Spaß. Und sieht natürlich auch nach außen – für die Zuschauer und die Medien – spektakulärer aus."

Große Unterschiede beim Preisgeld

Weitere Sprünge locken mehr Zuschauer und auch Sponsoren an. So ergeben sich bessere Möglichkeiten zur Vermarktung. Reizvolle Aussichten, zumal die Preisgelder von Männern und Frauen im Skisprung noch immer weit auseinander liegen.
Während ein Weltcup-Sieg der Frauen mit 6.000 Euro belohnt wird, erhalten Männer mit 30.000 Euro das Fünffache! Das soll sich ändern. Insofern ist es konsequent, dass die Springerinnen einige ihrer Wettbewerbe an denselben Wettkampforten und auch Tagen wie die Männer austragen:
Andi Bauer: "Wir haben jetzt auch mehrere Weltcup-Wettbewerbe zusammen mit den Männern und es sind natürlich da schon sehr viele Synergieeffekte. Das haben wir beim Sommer-Grand-Prix in Klingenthal schon gemerkt. Es ist ein VIP-Zelt aufgebaut, es sind 5.000 Zuschauer an der Schanze, viele Kamerapositionen fürs Fernsehen sind aufgebaut, müssen nicht irgendwo an anderer Stelle extra aufgebaut werden."
Für den Wechsel auf die Großschanze müssen die Springerinnen keine komplett andere Technik lernen. Es gehe eher um Nuancen:
"Ja, Großschanzentechnik heißt, dass man einfach noch größere Körpervorlagen einnehmen kann, dass man natürlich auch eine andere Flugbahn hat, das heißt man steht zwei, drei Meter höher in der Luft als wie auf 'ner kleinen Schanze und man hat mit auf bis zu 95, 96 Stundenkilometern so circa zehn Kilometer pro Stunde höhere Anfahrtsgeschwindigkeiten. Das heißt die Luftkräfte sind etwas höher."

Erfüllung von Kindheitsträumen

Je mehr das Springen von der Großschanze zur Normalität wird, desto näher rückt auch die Erfüllung des großen Wunschtraums, sagen Carina Vogt und Katharina Althaus:
"Mein Kindheitstraum war schon immer, dass ich mal Skifliegen gehen darf. Ich hoffe, das kommt in den nächsten Jahren auch noch dazu. Klar, man muss es mit Bedacht machen, man kann jetzt nicht alle aus unserem Weltcup-Feld ‘ne Ski-Flugschanze runterlassen."
"Flugschanze…Ich hoff' so schnell es geht. Ich würd's gern noch erleben."
"Vier, fünf Jahre haben sie noch Zeit!"
"Ja, ich hoff', dass es vielleicht jetzt die nächsten zwei, drei Jahre passiert."
Eine Frau hat das Skifliegen bereits ausprobiert. Am 29. Januar 2003 flog die Österreicherin Daniela Iraschko-Stolz in Mitterndorf rund 200 Meter weit. Weil keine Weitenmessung aktiv war, wurde ihr Sprung aber nicht als Weltrekord gewertet. Das ist schon 15 Jahre her. Gespannt darf man sein, wann ihr die nächsten Springerinnen auf die Flugschanze folgen werden.
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