Wettbewerb zur KI-Musik

Das digitale Bandmitglied

06:12 Minuten
Metallene Robotter-Arme spielen auf einem weißen Piano.
Die Technik eröffnet neue kreative Möglichkeiten, ist Martin Gora überzeugt. © unsplash / Franck V.
Moderation: Max Oppel · 05.09.2019
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Künstliche Intelligenz kann auch musikalisch sein: Ein Wettbewerb sucht nun nach der besten Koproduktion zwischen Mensch und Maschine. Denn die Technik eröffne neue kreative Möglichkeiten, ist Organisator Martin Gora überzeugt.
Das Wissenschaftsjahr 2019 widmet sich der Künstlichen Intelligenz. An der Initiative des Bundesministeriums für Forschung und Bildung beteiligen sich Institutionen, Bildungseinrichtungen, Hochschulen und Unternehmen mit ihrer Forschungskompetenz. Mit dabei ist auch "Wissenschaft im Dialog", die unter dem Motto "Beats und Bits" einen Wettbewerb für KI-Musik ausgerufen hat.
Im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur erklärt Martin Gora, einer der Organisatoren, dass es sich bei KI-Musik um eine Koproduktion zwischen Mensch und Maschine handle. So sei der Song "Magic Man" von Skygge mit dem KI-Tool "Flow-Machine" als Popsong kreiert worden. Außerdem sei ein weiteres Tool zur Hilfe genommen worden, um einen passenden Text zu komponieren und im Chor einzusingen.

Mehr Ideen durch KI-Musik

Doch produziert und verfeinert worden sei das Lied von Menschen, betont Gora. Wieviel Prozent Mensch noch in dem Song stecke, könne er indes nicht genau beantworten. Doch seien die Anteile des Menschen und der Maschine bei KI-Musik "fifty-fifty".
"Es ist für alle wichtig zu betonen, dass die Kreativität nicht komplett der Maschine überlassen wird, sondern es sich um eine Koproduktion handelt; die KI-Tools in ihren verschiedenen Varianten sind dazu da, die menschliche Kreativität zu unterstützen und vielleicht auf eine andere, eine unentdeckte Ebene zu führen."
Man komme durch KI-Musik im besten Falle auf Ideen, Kooperation, Kompositionen oder gar auf die Verbindung von verschiedenen Musikstilen, "auf die man alleine nicht gekommen wäre", ist Martin Gora überzeugt. Diese Form der Inspiration sei ähnlich wie die Zusammenarbeit in einer Band, nur dass der Austausch nun über eine Software oder KI-Tools stattfinde.

Ein Durchschnitts-Beatles-Lied

Die Produktion von KI-Musik funktioniere im einfachsten Fall so, dass ein Knopf gedrückt werde und am Ende fertige Musik herauskomme. Doch sei der Mensch auch in der Lage, beispielsweise das Tempo, die Stimmung oder die Instrumente nachzusteuern, erklärt Martin Gora.
Ein interessantes Beispiel dafür sei das Lied "Daddy’s Car", für den die KI-Software mit dem kompletten musikalischen Katalog der Beatles gefüttert worden sei. Daraus sei dann dieser "durchschnittliche Beatles-Song" komponiert worden, der exemplarisch für alle existierende Titel der britischen Band stehe, erklärt Martin Gora.
"Es ist völlig klar, dass es komplett unmöglich ist, dies in einem Song darzustellen. Der KI-Wissenschaftler würde aber sagen, es ist ein Durchschnittswert. Das ist im wissenschaftlichen Sinn nichts negatives, sondern der Durchschnitt aller Beatles-Kompositionen wird hier versucht darzustellen. Ob sich das wie die Beatles anhört, darüber kann und sollte gestritten werden. Ich hätte es so nämlich auch nicht so erkannt.".

Begeisterung für KI wecken

Noch bis zum 15. Oktober könnten Beiträge für den Wettbewerb "Beats and Bits" eingereicht werden. Das ganze werde organisiert, damit sich die Menschen mit dem Thema Künstliche Intelligenz auseinandersetzten, erläutert Gora.
"Und das in einem Bereich wie Musik, der für viele auf den ersten Blick nichts mit dem Thema Künstliche Intelligenz zu tun hat. Wir hoffen uns dadurch einen anderen, einen einfacheren Zugang, um Menschen für das Thema zu interessieren", sagt Martin Gora.
(rzr)
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