Werkschau Klaus Voormann

"Es begann in Hamburg"

Porträt im Profil von Klaus Voormann, den Musiker, Beatles-Freund und Designer des legendären "Revolver"-Albumcovers
Klaus Voormann, selbst Musiker und langjähriger Freund der Beatles, entwarf das legendäre "Revolver"-Ablumcover. © picture alliance/AP Images/Hamburg Marketing GmbH/AP Images
Andreas Müller im Gespräch mit Dirk Schneider · 18.09.2018
"It Started in Hamburg" ist der Titel seiner Ausstellung. Und er ist wörtlich zu nehmen: In Hamburg begann Klaus Voormann seine gestalterische und musikalische Karriere, wie auch seine Freundschaft zu den Beatles, für die er u.a. das Cover für das Album "Revolver" entwarf.
Dirk Schneider: Bisher habe ich nur den Katalog gesehen, aber auch auf der Ausstellung werden, da sie in einem Zelt auf dem Heiligengeistfeld untergebracht ist, keine Originale zu sehen sein. Allerdings sind die Exponate dort größer, von daher bin ich gespannt, mir morgen selbst noch mal ein Bild zu machen.
Andreas Müller: Aber Du kannst ja auf jeden Fall schon etwas zur Konzeption der Ausstellung sagen.

Schwarz-weiß statt psychedelisch bunt

Schneider: Ja, genau, und das ist erstmal sehr interessant. Klaus Voormann ist ja ein stilprägender Grafiker, der bis heute arbeitet und immer noch Plattencover entwirft, zuletzt für Bands wie Mando Diao oder den Musiker Jesper Munk, und natürlich ist es interessant, da mal einen Querschnitt seines Werks zu sehen: Angefangen bei Zeichnungen, die er als kleiner Junge gemacht hat, inspiriert von seiner Mutter, die immer Papier, Tusche und Stifte dabei hatte. Besonders gut gefallen mir seine seriellen Arbeiten aus den 60er-Jahren, zum Beispiel die Cover der Notenblätter, die man damals zu den einzelnen Beatles-Songs kaufen konnte, oder die Cover für die Reihe "Pioneers of Jazz" für das Label Coral Records. Interessant ist ja, dass Klaus Voormann, der auch eher ein schüchterner, sehr zurückhaltender Mensch ist, sich kaum dem Zeitgeist angedient hat, und sein "Revolver"-Cover nicht psychedelisch bunt, sondern komplett schwarz-weiß gehalten ist.
Müller: Das Cover zeigt ja die vier Pilzköpfe, dazu besteht es aber aus einer sehr feinen Collage kleiner Fotoausschnitte, und es gibt die Anekdote, dass er diese Collage bei offenem Fenster zurechtgelegt hat, als seine Frau die Tür geöffnet hat und der Durchzug alle Fotoschnipsel aus dem Fenster geweht hat.
Schneider: Davon habe ich auch gelesen, und Voormann hat angeblich alle Schnipsel wieder von der Straße aufgelesen. Ich habe Klaus Voormann nicht danach gefragt, aber ich wollte von ihm wissen, ob dieses Cover nicht auch ein Fluch für ihn ist, weil es seine ganze übrige Arbeit so sehr in den Schatten stellt. Das hat er verneint, er ist bis heute sehr stolz auf diese Arbeit:

Klaus Voormann: Du hattest diese Beatles-Musik, die Beatles-Fans, und das war natürlich die Aufgabe, diese Beatles-Fangemeinschaft zusammenzuhalten und wenn möglich neue dazu zu kriegen. Die kannten die Beatles ja noch von den ganz einfachen Liedern, "Love Me Do" und die Texte hatten sich ja entwickelt, "Rubber Soul" war schon toll und jetzt kommt plötzlich "Revolver" – den Titel wussten sie da ja noch nicht. Und da war zum Beispiel "Tomorrow Never Knows" drauf, Wahnsinn, surreales Zeug, Texte rückwärts, Vögel flattern, verrücktes Zeug. Und da hab ich gedacht: Was machste da auf dem Cover? Und das ist das Schwierigste. Und das ist heute noch das Gleiche, wenn Du eine Aufgabe kriegst, da wirklich das zu finden, was das Richtige ist...

Ein Familienprojekt

Müller: Wer hat denn diese Ausstellung kuratiert?
Schneider: Das ist das Schräge an dieser Geschichte: Kuratiert haben die Ausstellung Voormanns zweite Frau Christina und ihre beiden gemeinsamen Kinder, die auch Grafiker sind. Sein Sohn Maxi war auch bei der Vorstellung des Projekts in Hamburg und hat mir das erzählt:
Maxi Voormann: Die Idee kommt von meiner Mutter und Ruscha und ich, also meine Schwester, waren da schon früh eingeweiht, und wir haben durch seine ganzen Sachen gestöbert und ihn damit überrascht zum 80. Geburtstag.

Müller: Also eine Family Affair, die jetzt zur Ausstellung wird. Ist das denn trotzdem gelungen?
Schneider: Vielleicht ist die Frage, was man sich wünscht. Diese Ausstellung ist nicht als Zeitdokument angelegt, sondern entsprechend persönlich konzipiert und eine Hommage an den Vater und Ehemann. Und das hat zumindest seinen Reiz, durch den Katalog zu blättern hat etwas davon, durch Voormanns Archiv zu wühlen und da gibt es viel Überraschendes: Voormann war ja eben auch Auftragskünstler und hat sich in vielen Stilen und Techniken ausprobiert bis hin zu Ölgemälden über die Zeit mit den Beatles in St. Pauli. Die sind allerdings nicht pathetisch, sie sind auch vorwiegend schwarz-weiß und zeigen zum Beispiel den jungen John Lennon in der Badewanne oder Paul McCartney in der Unterhaltung mit einer Toilettenfrau. Das ist übrigens mein Lieblingsbild.
Klaus Voormann und Maxi Voormann beim Reeperbahn-Festival.
Wie der Vater, so der Sohn: Maxi Voormann ist ebenfalls Grafiker und hat die Ausstellung zusammen mit seiner Mutter und seiner Schwester kuratiert.© Dirk Schneider

Voormann als Nachfolger Sutcliffs?

Müller: Sensationen über die Beatles oder andere Musiker erfahren wir also nicht in diesem Einblick in Klaus Voormanns Archiv.
Schneider: Nein. Das Gespräch mit Voormann habe ich allerdings dazu genutzt, mal ein Gerücht aufzuklären, nämlich dass Voormann sich auf die Stelle des Beatles-Bassisten beworben habe, als Nachfolger von Stuart Sutcliffe:

Voormann: Joking-mäßig. Wir saßen nach dem Top Ten, nach dem letzten Auftritt von Stuart, der dann wegging und seinen Bass in die Ecke stellte, noch draußen. Die Sonne schien, wir waren alle ziemlich fertig mit Trinken und Preludin oder was auch immer. Da habe ich so aus Quatsch gesagt: Na, dann kann ich ja jetzt Bass spielen. Und das war das Einzige. So ganz im Scherz. Und dann sagte John: Nee nee, Paul hat schon seinen Bass gekauft. Da gab es Diskussionen in der Band: Wie machen wir das denn jetzt wenn Stuart weg ist, wollen wir noch jemanden dazu nehmen oder nicht? (...) nee nee, das war mehr scherzhaft.
Klaus Voormann am Bass
Klaus Voormann war der Aushilfsbassist der Beatles und später an diversen Soloprojekten der Band beteiligt. Außerdem arbeitete er unter anderem mit Harry Nilsson, Randy Newman und B.B. King.© Imago / Stefan M Prager

Die Ausstellung "Klaus Voormann - Es begann in Hamburg, Graphic Arts und Geschichten 1958-2018" ist noch bis zum 22. September 2018 beim Reeperbahn Festival in Hamburg auf dem Heiligengeistfeld zu sehen.