Wenn der Porsche erstmal weg ist

Gesehen von Anke Leweke · 06.07.2011
Eigentlich ist es ja löblich, dass sich das amerikanische Kino endlich mit den Folgen der Börsenzockerei beschäftigt. Auch Hollywood hat somit bemerkt, dass Arbeitslosigkeit in den USA ein Problem ist. Aber muss man davon wirklich so erzählen wie in "Company Men"?
Ben Affleck spielt in diesem Film den Angestellten einer Investmentfirma, der plötzlich seinen Job verliert. Also schauen wir ihm dabei zu, wie er in ein winziges Übergangsbüro zieht, sich verzweifelt um neue Arbeit bemüht, und schweren Herzens seinen Porsche verkauft. Seinen Kollegen, gespielt von Tommy Lee Jones und Chris Cooper, ergeht es kurz darauf nicht anders.

Das Grundproblem des Films besteht darin, dass er uns zum Mitleid mit Menschen nötigt, die den eigenen Jobverlust durch jahre- wenn nicht jahrzehntelange Abzockerei selbst zu verantworten haben. Und darin, dass das Drehbuch für die hier in einem sehr kleinen, privilegierten Gesellschaftsausschnitt dargestellte "Misere" nicht das Banken- und Finanzsystem, sondern wieder nur den einen, skrupellosen Firmenboss verantwortlich macht.

In "Company Men" ist und bleibt die Arbeitslosigkeit ein Stigma, das der einzelne und nicht das außer Rand und Band geratene kapitalistische System zu verantworten hat. Selbstverständlich findet Ben Afflecks Held am Ende doch wieder zu sich und einer neuen Arbeit. Und zu der Erkenntnis, dass Geld und Luxus dann doch nicht alles im Leben sind.

Denkt man allerdings an den verzweifelten Überlebenskampf etwa von Ken Loach arbeitslosen Helden, dann hält sich unser Mitgefühl mit einem Helden, der aus seinem Golfklub rausgeworfen wird, doch sehr in Grenzen.

USA 2010. Regie: John Wells. Mit Ben Affleck, Tommy Lee Jones, Kevin Costner, 109 Minuten

Filmhomepage "Company Man"
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