Wem gehört die Madame?

Gunnar Schnabel im Gespräch mit Gabi Wuttke · 02.04.2013
Musste Paul von Mendelssohn-Bartholdy sein Picasso-Gemälde 1935 verfolgungsbedingt verkaufen? Um diese Frage dreht sich ein Rechtsstreit, der nun in New York vor Gericht ausgetragen wird. Seine Erben sagen ja, das Land Bayern als Käufer sagt nein.
1903 malte Picasso "Madame Soler". Die amerikanischen Erben des einstigen Besitzers, des Berliner Kunstsammlers Paul von Mendelssohn-Bartholdy, haben nun in New York Klage eingereicht: Ihrer Ansicht nach wurde das 1960 von Bayern gekaufte Bild 1935 in der Schweiz nur deshalb verkauft, weil sein jüdischer Besitzer von den Nazis verfolgt wurde.

Gunnar Schnabel ist Rechtsanwalt und sieht wenig Chancen für die Kläger. Aus den Unterlagen ergebe sich, dass Mendelssohn-Bartholdy zwar zu Lebzeiten eine Verkaufsabsicht gehabt habe, das Bild aber selbst nicht verkauft habe. Stattdessen hat es dann nach Mendelssohn-Bartholdys Tod dessen Lebensgefährtin, Elsa, die nicht Jüdin war und auch nicht verfolgt wurde, verkauft. Man könne hier also von einem ordnungsgemäßen Verkauf ausgehen.

Das Verhalten der Staatsgemäldesammlung in Bayern findet er jedoch nicht ordnungsgemäß - weil es hier um einen Streitfall ginge bezüglich eines Bildes, das eben zur NS-Zeit verloren gegangen ist. Ob als Verkauf, freiwilliger Verkauf oder von einer Nichtjüdin - das sei aufklärungsbedürftig und zwar durch eine unabhängige Stelle wie die Beratende Kommission. Die Ansage aus München, man brauche keine Entscheidung durch die Kommission nennt er "unakzeptabel". Es müsse noch sehr viel geklärt werden.

Entscheidend sei, ob es bei den Verkaufsverhandlungen, die Mendelssohn-Bartholdy vor seinem Tod noch geführt habe, einen Verfolgungshintergrund gab - zumal der tatsächliche Verkauf wohl aus diesen Verhandlungen mündete. Es könne sich hier also um einen so genannten "gestreckten Erwerb" handeln - und somit auch um einen verfolgungsbedingten Vermögensverlust.

Das vollständige Gespräch mit Gunnar Schnabel können Sie bis mindestens 2. September 2013 als MP3-Audio in unserem Audio-On-Demand-Player nachhören.
Mehr zum Thema