Weltweite Information

Gespräch mit dem Journalisten Jörg Schieb · 02.09.2009
Am 2. September 1969 wurden an der Universität von Kalifornien erstmals Daten zwischen zwei riesigen Computern, die durch ein fünf Meter langes Kabel verbunden waren, ausgetauscht. Es war die Geburtsstunde des Arpanet, ein experimentelles Netzwerk des US-Militärs. Es folgten Versuche des Datentransfers zwischen Städten und 1972 wird die erste E-Mail verschickt. Der Siegeszug des Internet nimmt Fahrt auf.
Was ist im Herbst 1969 genau passiert?

Damals sind, nach langen Vorbereitungen, zum ersten Mal vier Unirechner miteinander vernetzt worden (LA, Utah, Santa Barbara, Berkeley). Bald danach wurden mehr Unis angebunden, auch an der Ostküste. WWW und E-Mail gab es da noch nicht, man hat nur Daten ausgetauscht, ein geschlossener Kreislauf. Aber eben einer, der auch funktionierte, wenn einzelne Rechner oder Verbindungen ausgefallen sind – eine Vorgabe des Militärs, das ein "unkaputtbares" Datennetzwerk haben wollte.

Können Sie sich noch an Ihre ersten Gehversuche im Internet erinnern?
Klar, es war Anfang der 90er-Jahre. Damals ging man noch mit Onlinediensten wie BTX, CompuServe oder AOL online, aber nicht ins Internet. Irgendwann gab es die Möglichkeit, über eine Mailbox in San Francisco ins Internet zu gehen, später dann auch über CompuServe. Es wurde nach Minuten abgerechnet: Einmal musste man Telefongebühren bezahlen (Ferngespräch!), dann noch eine Minutenpauschale von locker 70-80 Pfennigen pro Minute! Der erste Monat hat mich 1500 Mark an Gebühren gekostet. Kaum noch vorstellbar in Zeiten von DSL.
Was waren denn Meilensteine in der 40-jährigen Geschichte des Internet?
Durchbruch durch Öffnung des Internet für jedermann und Unternehmen Ende der 90er-Jahre, eine Initiative von Al Gore (und Clinton). vorher war Internet für Militär, Wissenschaft, Regierung und Organisationen. Erst durch die Öffnung rasche und große Verbreitung. Kommerzialisierung hat natürlich auch eine Menge Nachteile mit sich gebracht, unter anderem Spam, Spionage, Betrug. DSL hat dem Internet einen weiteren Schub gegeben, vor allem die breitflächige Verfügbarkeit – zu erschwinglichen Kosten! Das berühmte Web 2.0 (Mitmach-Internet) hat das Tempo der Verbreitung, der Akzeptanz und den Grad der Nutzung abermals beschleunigt. Weiterer Meilenstein: Das iPhone, einfache Nutzung des Internet überall.
In welche Richtung entwickelt sich das Internet in den nächsten Jahren?
Kaum zu glauben, aber die Datenleitungen werden noch schneller. Auf der IFA werden DSL-Leitungen mit 50 MBit/Sekunde in rund 40 Großstädten angekündigt und jetzt auch verkauft. Warum? Weil man darüber vor allem HD-Fernsehen und HD-Videos anbieten kann. Darüber hinaus wird das mobile Internet an Bedeutung zunehmen, immer mehr mobile Geräte mit immer mehr mobilen Funktionen. Texte, Profile, Fotos, Videos – alles vernetzt und auf Wunsch sofort online. Der Trend wird sich eindeutig verstärken.