Weltpremiere: "Luther“ in Dortmund

Geballte Stimmenpower für den Reformator

Denkmal für den deutschen Reformator Martin Luther auf dem Marktplatz der Lutherstadt Wittenberg
Denkmal für den deutschen Reformator Martin Luther auf dem Marktplatz der Lutherstadt Wittenberg © dpa / picture alliance / Jens Wolf
31.10.2015
Das Pop-Oratorium "Luther" hat am Samstag in Dortmund Weltpremiere. Die Produktion mit Musicalstars, Band und Symphonieorchester bringt den Reformator Martin Luther in der Westfalenhalle mit 3.000 Chorsängern auf die Bühne - 2017 geht "Luther" auf Deutschlandtour.
Das Pop-Oratorium präsentiert den aufmüpfigen Augustinermönch im modernen Musikgewand, zwischen Rockkracher, Ballade, Soul und Gospel. Und es zeigt Luther, der mit seiner Kirchenkritik nicht nur die religiöse Landschaft veränderte, als Vorkämpfer für eigenständiges Glauben und Denken.
"Er ist einer derjenigen, die überhaupt diese Form, die wir heute haben, diese Vorstellung, dass man selbst als Einzelner etwas bewegen kann, dass man als Einzelner das Recht hat, sich selbst zu finden, seinen eigenen Weg zu gehen, der diese Form des Denkens überhaupt mitkreiert hat - das fasziniert mich an dem Mann."
Michael Kunze hat das Stück geschrieben. Dieter Falk hat die Musik komponiert. Mit dem Musical "Die 10 Gebote" feierte das Duo schon 2010 einen großen Erfolg – zuerst in Dortmund und dann landesweit, auch damals mit riesigem Chor. Falk sagt:
"Wir sehen, Chorsingen ist wieder sexy, man glaubt es kaum, zwischen 11 und 80 Jahren kommen 3.000 Leute zusammen, und im Jahr 2017 werden es sicherlich noch viel mehr. Die Leute haben Spaß zu singen, wenn es auch mit peppigen Rhythmen, mit nachsingbaren Melodien und vor allen Dingen mit einer tollen Story verknüpft wird."
Das Stück konzentriert sich auf den Reichstag zu Worms: Luther soll vor den Reichsfürsten und Anklägern aus Rom widerrufen, hält dem Druck aber stand. Star der Aufführung ist der 3.000-köpfige Chor, der auf einer Hallenseite die Ränge einnimmt: Geballte Stimmenpower! Auf der Bühne davor die Musicalsolisten in Gewändern der Zeit mit Szenen um den Reichstag – neugierige Bürger, Ablassprediger, der Kaiser oder die Marketenderin, die aus Luthers Jugend erzählt. Frank Winkels spielt den Luther und versucht sich der Person zu nähern:
"Wie war er menschlich, warum hat er das gemacht, was er gemacht hat, was hat ihn getrieben, in welchem Gefühlschaos hat er sich befunden? Dass er sehr mit sich gerungen hat, mit sich und der Welt, und nicht alles für bare Münze genommen hat..."
Der Musical-Luther ist ein Kämpfer - aber auch ein Zweifler, der nach Sinn sucht. Darin ist er von uns Heutigen gar nicht so weit entfernt, sagt Ralf Rathmann von der Creativen Kirche Witten, die das Projekt auf die Beine stellte. Kirchenferne soll es genauso ansprechen wie Kirchennahe.
"Wir machen Unterhaltung mit diesem Pop-Oratorium, aber Unterhaltung mit Tiefgang. Wenn es richtig rocken muss, dann rockt es, aber wenn es wirklich auch ganz feinfühlig ist, dann werden auch Balladen gespielt mit Geigen, dann schmelzen wir dahin, ich glaub, für jeden ist was dabei."
Aufwendige Choreographie und Lasertechnik und vor allem der Sound tun alles dafür, damit das auch klappt. Und während Kirchenobere noch über Luther streiten, singen hier Protestanten und Katholiken zu Tausenden gemeinsam in einem Chor, bei dem sogar Muslime und Atheisten mitmachen.